Das Landwirtschafts- und Ernährungssystem ist maßgeblich für viele der menschengemachten Umweltprobleme verantwortlich.
Die Landwirtschaft ist aber nicht nur Treiber, sondern auch Opfer der menschengemachten Probleme. Hitze und Dürre sowie andere Extremwettereignisse schmälern die Erträge oder lassen sie ganz ausfallen.
Für die Menschheit wird deshalb ein nachhaltigeres Wirtschaften im Agrar- und Ernährungssektor immer wichtiger. Die Geographin Marit Rosol erforscht, wie diese Transformation gelingen könnte.
Status Quo
Wie gut funktioniert unser derzeitiges Ernährungssystem, also die Art und Weise, wie Nahrung erzeugt, verarbeitet und verteilt wird?
„Die Fachwelt ist sich zu dieser Frage schon länger einig: nicht gut. Es muss sich strukturell etwas ändern, und die Zeit drängt. Das derzeit dominante industrielle Agrar- und Ernährungssystem hat den Hunger nicht beseitigt, sichert kaum noch Existenzen und trägt gleichzeitig weltweit wesentlich zur Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bei, auf welche gerade die Landwirtschaft letztlich angewiesen ist“, sagt Professorin Marit Rosol, die neue Leiterin des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Eine Agrar- und Ernährungswende sei nötig, auf globaler wie auf regionaler Ebene.
Das Landwirtschafts- und Ernährungssystem ist maßgeblich für viele der menschengemachten Umweltprobleme verantwortlich, vor denen die Welt heute steht: für den Verlust von Biodiversität, Trinkwasser und Bodenfruchtbarkeit, für Pestizideinsatz und Monokulturen; aber auch für chronische Krankheiten, Armut und Landflucht.
Auch den Klimawandel befeuert dieses System maßgeblich mit: Es ist für etwa ein Drittel der Treibhausgase verantwortlich – eine Tatsache, die vielen Menschen nicht bewusst ist.
Treiber und Opfer des Klimawandels
Die Landwirtschaft ist aber nicht nur Treiber, sondern auch Opfer der menschengemachten Probleme. Hitze und Dürre – wie auch Unterfranken sie diesen Sommer wieder erlebt hat – sowie andere Extremwettereignisse schmälern die Erträge oder lassen sie ganz ausfallen.
Auch ökonomisch funktioniert das System nicht gut. Der Handel zahlt den Betrieben so wenig Geld für ihre Produkte, dass sie möglichst billig und „auf Masse“ produzieren müssen, zu Lasten von Menschen und Natur. Die Existenz vieler Betriebe ist ständig bedroht.
Das alles ist lange bekannt, und trotzdem ändert sich nichts. Warum ist dieses System so sehr in sich gefangen? Dafür interessiert sich Marit Rosol. Sie fragt nach den ökonomischen Strukturen, die im Agrar- und Ernährungssektor für Stillstand sorgen. Und sie analysiert, ob und wie alternative Wirtschaftsansätze für Besserung sorgen können. Denn gerade im Agrar- und Ernährungsbereich gibt es eine Vielzahl von Ansätzen und Initiativen, die neue Wege gehen und auch ein anderes Wirtschaften praktizieren.
Solidarische Landwirtschaft kann funktionieren
Ein solcher alternativer Ansatz ist die solidarische Landwirtschaft. Dabei schließen sich Verbraucherinnen und Verbraucher mit Agrarbetrieben zusammen. Die Beteiligten teilen sich die Kosten für den Anbau sowie den Ertrag und nehmen auf diese Weise das unternehmerische Risiko gemeinsam auf sich. „Dieses Modell boomt zurzeit“, sagt Marit Rosol. Für einige Betriebe könne die solidarische Landwirtschaft durchaus lohnend sein.
Wie derartige Ansätze funktionieren, erforscht die Wissenschaftlerin auch im regionalen Vergleich. Entwicklungen in unterschiedlichen geographischen Räumen im Blick zu behalten, ist ihr wichtig. So erforschte sie bisher unter anderem alternative Wirtschaftsmodelle in Kanada und Deutschland.
Zukünftig möchte sie auch Fallstudien in Italien und Spanien durchführen sowie natürlich in der eigenen Region, in Unterfranken. Ein besonderes Augenmerk legt sie außerdem darauf, welche Rolle die Digitalisierung bei der Vermarktung und dem Vertrieb in alternativen Nahrungsnetzwerken spielt.
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