Wie wir Menschen schützen sich auch Pflanzen gegen Krankheitserreger.
Während wir derzeit einen Mundschutz tragen, um das Eindringen von Viren zu verhindern, riegeln sich Pflanzen nach neusten Erkenntnissen durch das Schließen ihrer Poren gegen unerwünschte Mikroben einfach ab.
Ein internationales Konsortium unter der Leitung von Professor Cyril Zipfel vom Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Universität Zürich hat einen lang gesuchten Faktor dieses pflanzlichen Immunsystems identifiziert: Bei Kontakt mit Mikroben veranlasst ein Kalziumkanal, dass sich die winzigen Poren auf der Blattoberfläche schließen.
Dieser Abwehrmechanismus könnte helfen, gegen Krankheitserreger resistente Nutzpflanzen zu entwickeln.
Anpassung an wechselnde Bedingungen
Jedes Pflanzenblatt besitzt Hunderte von winzigen Poren, die den Austausch von Gasen mit der Umwelt ermöglichen – die Aufnahme von CO2 und die Freisetzung von Sauerstoff und Wasserdampf.
Diese sogenannten Spaltöffnungen (Stomata) sind essenziell für die Photosynthese, das Überleben der Pflanzen und letztlich jedes Leben auf diesem Planeten.
Die Größe der Öffnungen ist dynamisch geregelt, so dass sich die Pflanzen an wechselnde Bedingungen wie Sonnenlicht, Dürre und Regen anpassen können.
Das Öffnen und Schließen geschieht durch das Anschwellen und Schrumpfen von zwei sogenannten Schließzellen, die den Rand der Pore ringförmig umschließen.
Pflanzen können sich verteidigen
Die Pflanzenforschung weiß schon seit längerem, dass Blätter diese Schotten dicht machen, wenn sie potenziell pathogenen Mikroben ausgesetzt sind.
Die Reaktion ist Teil des angeborenen Immunsystems von Pflanzen: Rezeptoren an der Oberfläche von Pflanzenzellen erkennen typische Strukturen von Mikroben, etwa Bakteriengeisseln.
Dies führt zu einer Reihe von Reaktionen, die letztlich das Eindringen und die Vermehrung der Mikroben blockieren. Eine dieser Reaktionen ist der Verschluss der Spaltöffnungen.
Lange Suche nach fehlendem Bindeglied
Der Mechanismus hinter diesem Verschluss blieb jedoch weitgehend ungeklärt. Klar war, dass die Reaktion durch einen raschen Einstrom von Kalzium-Ionen in die Schließzellen induziert wird.
„Die Identität der Kanäle, die diese schnelle Bewegung von Kalzium bewirken, war aber noch immer unbekannt“, sagt Cyril Zipfel, Professor für Molekulare und Zelluläre Pflanzenphysiologie an der Universität Zürich und Senior Group Leader am The Sainsbury Laboratory in Norwich, Großbritannien.
Nach sechs Jahren Forschung hat er nun eine Studie veröffentlicht, die diese Lücke schließt und den wichtigen Kalziumkanal in der Modellpflanze Arabidopsis identifiziert. Neben Zipfels Team haben mehrere internationale Forschungsgruppen zu den Ergebnissen beigetragen.
Mikroben lösen das Öffnen der Kanäle aus
Der entscheidende Hinweis war, dass das identifizierte Kanalprotein OSCA1.3 – dessen Funktion bisher unbekannt war – durch eine wichtige Komponente des pflanzlichen Immunsystems modifiziert wird: Diese Modifikation führt zur Öffnung des OSCA1.3-Kanals, zum Einströmen von Kalzium-Ionen in die Schließzellen und zum Schließen der Spaltöffnungen.
Zipfels Team konnte zeigen, dass diese Reaktion gezielt ausgelöst wurde, wenn Arabidopsis-Pflanzen in Kontakt mit Teilen von Bakteriengeisseln kamen, einem der mikrobiellen Auslöser des pflanzlichen Immunsystems.
Spezifisch für die Immunantwort
Die Forscher bestätigten dieses Ergebnis, indem sie mehrere genetische Mutationen einführten, die die Funktion des Kalziumkanals OSCA1.3 aufhoben.
Bei diesen mutierten Pflanzen führte der mikrobielle Auslöser nicht zum Schließen der Poren.
Weitere Experimente zeigten, dass der Kanal nicht durch Trockenheit und hohen Salzgehalt – andere Umweltfaktoren, die das Schließen der Spaltöffnungen auslösen – aktiviert wird.
“Diese Ergebnisse identifizieren den ersten pflanzlichen Kalziumkanal, der eine Rolle beim Verschluss der Spaltöffnungen spielt”, sagt Zipfel. “Interessanterweise scheint dieser Kanal spezifisch für die pflanzliche Immunität zu sein.”
Er vermutet daher, dass weitere pflanzliche Kalziumkanäle aus derselben Familie spezifisch auf andere Stressfaktoren wie Dürre reagieren könnten. Dies ist Gegenstand von zukünftiger Forschung.
„Offensichtlich ist dieser Kanal an einer wichtigen Immunantwort bei Pflanzen beteiligt“, sagt Zipfel. „Unsere Erkenntnisse haben daher das Potenzial, bei der Entwicklung von resistenten Nutzpflanzen zu helfen.“
Bei realer und erheblicher Bedrohung durch Krankheitserreger könnten die Pflanzen dann die Eingangspforten schließen, die gefährlichen Mikroben normalerweise das Eindringen in ihr Gewebe ermöglichen.
Wenn der Abwehrmechanismus gezielt aktiviert werden könnte, was die Forscher derzeit untersuchen, dann könnte man in Zukunft das Immunsystem der Pflanzen gezielt steuern und es in der Züchtung und im Anbau gegen Krankheitserreger einsetzen.
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