Immer weniger Saisonarbeiter kommen nach Deutschland.                                                                                                  Bild: Heike Sommerkamp

 

 

In wenigen Wochen werden wieder Saisonarbeiter das Bild auf deutschen Feldern prägen.

Doch es wird immer schwieriger, gute und willige Arbeitskräfte aus dem Ausland zu bekommen.

In unserer neuen, mehrteiligen Reihe beschäftigen wir uns mit allen Themen rund um die Saisonarbeit – und starten mit einem Überblick über den Stand der Dinge:

 

 

 

Geschichte der Saisonarbeit

 

Saisonarbeiter sind keine Erfindung der Neuzeit: Schon vor 150 Jahren finden sich in Deutschland ihre Spuren.

Zur Zeit des deutschen Kaiserreichs wanderten aus dem Sauerland jedes Jahr zahlreiche Bauhandwerker für einige Monate ins Ruhrgebiet, um dort im Sommer zu arbeiten, und kehrten ebenso regelmäßig in den Wintermonaten wieder zurück.

Nach dem ersten Weltkrieg wurden bereits 50.000 polnische Landarbeiter zugelassen, um große Versorgungslücken zu schließen.

1936 kam es wieder zu einem verstärkten Zustrom, da die wachsende deutsche Volkswirtschaft dringend Arbeiter benötigte.

Mitte 1939 kamen ca. 37.000 Italiener, 25.000 Jugoslawen, 12.000 Ungarn, 5.000 Bulgaren und 4.000 Holländer nach Deutschland, um in der Landwirtschaft zu arbeiten.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verschärfte sich der Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft erneut.

1940 gab es eine Anordnung, rund 750.000 landwirtschaftliche Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten zu beschaffen.

Nach dem Krieg kehrten viele dieser Menschen zurück in ihre Heimat.

Mit der stärkeren Herausbildung von Sonderkulturen in bestimmten Regionen kamen ab den 70er Jahren wiederum vermehrt Menschen aus anderen Staaten der Europäischen Gemeinschaft.

Allein in der früheren DDR arbeiteten zu Spitzenzeiten jährlich bis zu 150.000 Saisonarbeiter aus Staaten des Warschauer Paktes.

Seit 1991 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, Saisonarbeitskräfte aus einigen osteuropäischen Ländern legal zu beschäftigen.

Schon im ersten Jahr nach der Einführung dieser Regelung kamen rund 79.000 Arbeiter aus dem Ausland.

Nach einem stetigen Anstieg der Vermittlungen von Saisonarbeitern zu Beginn der 1990er Jahre sinkt diese seit einigen Jahren erstmalig wieder ab.

 

 

 

Aktueller Stand

 

In der Neuzeit waren es vor allem polnische Arbeiter, die regelmäßig nach Deutschland kamen, um in der Saison als Erntehelfer ihr Geld zu verdienen.

Doch mit dieser Regelmäßigkeit ist längst Schluss.

Die polnische Wirtschaft ist im Aufschwung, immer weniger Polen verdingen sich als Saisonarbeiter.

Auch aus anderen Ländern sind immer weniger Helfer zu bekommen; schon jetzt verderben Ernten auf den Feldern, weil es an Mitarbeitern fehlt.

Etwa 90 Prozent der heutigen Saisonarbeitnehmer werden im Bereich der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt, um die sieben Prozent im Hotel- und Gaststättengewerbe und ungefähr drei Prozent als Schaustellergehilfen.

Seit Mitte der 1990er Jahre stellten polnische Staatsangehörige weit über 80 Prozent aller Saisonarbeitnehmer in Deutschland.

Im Zuge der EU-Osterweiterung und des Beitritts von Rumänien und Bulgarien in die Europäische Union kommen in den letzten Jahren auch zunehmend mehr Saisonarbeiter aus diesen Ländern nach Deutschland.

 

 

Rückgang der Saisonarbeiterzahlen

 

Durch die sich in Polen stetig verbessernden Lebens- und Arbeitsverhältnisse bleiben inzwischen viele Polen lieber in ihrem Heimatland.

Wenn sich die wirtschaftliche Lage in den östlichen EU-Ländern weiter verbessert, könnten in einigen Jahren auch aus anderen osteuropäischen Ländern noch weniger Erntehelfer nach Deutschland kommen.

Viele Arbeiter sehen schon jetzt nicht mehr die Notwendigkeit, für mehrere Wochen ihre Familien zu verlassen, um im Ausland zu arbeiten.

Oder sie reisen früher ab, da sie vorzeitig ihr Lohnziel erreicht oder andere Jobangebote bekommen haben.

Insgesamt nimmt die offizielle Zahl der Saisonarbeitskräfte bereits seit 2010 ab, von knapp 330.000 auf zuletzt 286.300 (2016) laut Erhebungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BmEL).

 

 

Fehlende Helfer auch in Erdbeer- und Spargelbetrieben

 

Die generelle Tendenz macht natürlich auch nicht beim Erdbeer- und Spargelanbau halt.

Bisher wurden jährlich in Deutschland 160.000 bis 180.000 Saisonarbeiter für die Ernte von Erdbeeren und Spargel eingesetzt, aktuelle Zahlen liegen allerdings derzeit nicht vor.

Aber 20% der Anbauer haben laut einer Umfrage des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) bestätigt, dass sich die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften “deutlich verringert” hat.

45% empfinden eine “etwas verringerte” Verfügbarkeit. In vielen Betrieben sind die Saisonarbeiter letztes Jahr trotz bestehender Verträge nicht erschienen, in manchen Fällen fehlten bis zu 50 Arbeiter bei der Ernte, Spargel konnte nicht rechtzeitig gestochen und Erdbeeren nicht gepflückt werden.

Viele Landwirte mussten zu drastischen Maßnahmen greifen und eine eigentlich gute Ernte auf den Feldern verderben lassen, Früchte und Gemüse mit dem Traktor platt machen und damit große Umsatzeinbußen in Kauf nehmen.

 

 

Lösungsansätze

 

Die Lösung sehen viele Produzenten in der Einstellung von Arbeitern aus anderen Ländern wie Serbien oder der Ukraine.

Doch denen bleibt der Weg nach Deutschland meist verbaut: Sie benötigen ein Visum, aber das kann oftmals Monate dauern.

Auch eine Beschäftigung von Flüchtlingen und Asylbewerbern wird von einzelnen Produzenten bereits als Alternative durchgeführt.

 

 

 

Lesen Sie dazu demnächst mehr in den nächsten Teilen unserer Saisonarbeiter-Reihe.

 

 

 

 

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