Matthias Sonntag und Dr. Silke Benz (ehem. Ditzer)
Drosophila suzukii – die hohe Vermehrungsrate und ein kurzer Generationszyklus machen diesen Schädling zum schwer bezwingbaren Problem.
Ein nicht-chemischer Lösungsansatz: die Volleinnetzung
Initiiert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) läuft aktuell das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Einnetzen von Obstkulturen zum Schutz gegen die Kirschessigfliege (KEF)“ – in Nordrhein-Westfalen, Niedersachen und Baden-Württemberg.
Das Projekt auf dem Obsthof Sonntag
Einen wirtschaftlich erheblichen Schaden durch die KEF gab es auf dem Obsthof Sonntag bislang noch nicht.
Bei bereits abgeernteten, jedoch nicht rechtzeitig gehäckselten Pflanzen in Himbeertöpfen konnte Sonntag aber einen Schaden durch die KEF feststellen.
Er erklärt: „Dieser Schaden war zwar auf Grund des Ernteendes nicht mehr wirtschaftlich relevant, doch zeigt er den Handlungsbedarf gegen die KEF.
Über die Beratungen ergab sich schließlich die Teilnahme am Modellversuch“.
Seit Juli 2017 hat er einen Tunnel mit Brombeeren und zwei Foliendächer mit Himbeeren voll eingenetzt.
Einnetzen
Für die Volleinnetzung seines Brombeertunnels griff Sonntag auf folgende Lösung zurück:
An den Längsseiten des Tunnels zog er oberhalb der geöffneten Seitenlüftung einen Draht und befestigte das Netz mit Plastikklemmen daran.
Das untere Netzende fixierte er mit Sandsäcken.
Das Tor verschloss er mit sich vertikal in der Mitte überlappenden Netzen.
Sein Fazit zu dieser Lösung: Gut, aber noch ausbaufähig.
„Jede Kultur muss da für sich betrachtet werden“, erklärt er, „Bei Himbeeren pflücken wir bis zu 30 Mal. Der Arbeitszeitaufwand, das eingenetzte Tor jedes Mal sorgfältig zu öffnen und zu schließen, darf nicht unterschätzt werden“.
Also müssen wirtschaftliche und praktikable Lösungen her: So wird auf anderen am Versuch beteiligten Betrieben das Handling mit Zugsystemen und Schleusen im Arbeitsalltag erprobt. Durch den Erfahrungsaustausch sollen die Betriebe schließlich profitieren.
Dagegen breitete Sonntag bei den geschützten Himbeeren je ein Netz über das gesamte Foliendach aus.
Das Problem dabei: „Es ist zwar ein leichtes Netz. Aber man hat 5000 Quadratmeter davon. Das hat schon ein Gewicht, und die Statik ist dann tatsächlich auch ein Thema. Vor allem, wenn es zusätzlich noch regnet oder hagelt, wodurch das Ganze noch schwerer wird“, beschreibt Sonntag.
Der Kontakt mit den Herstellern von Netzen und Überdachungssystemen sei aber geknüpft, und man suche gemeinsam nach Lösungen.
Sonntag im ersten Resümee:
Die Vor- und Nachteile der Volleinnetzung sind noch abzuwägen, erklärte Sonntag. Die Brombeer- und Himbeersaison starte schließlich erst richtig in den kommenden Wochen.
Zwar könne man die Schädlinge abhalten. Das gelte aber ebenso für Nützlinge wie Bienen und Hummeln.
Das Projekt sei aber eine gute Möglichkeit, alle Aspekte der Volleinnetzung betrachten zu können und gemeinsam nach praktikablen Lösungen zu suchen.
Die Vorstellung des Modell-und Demonstrationsvorhabens endete mit einem regen Austausch der Besucher und Projektbeteiligten.
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Mathias Sonntag bewirtschaftet mit seinen Eltern einen Obstbetrieb mit Kern- und Beerenobst (Äpfel, Birnen, Himbeeren, Brombeeren). Die Netze wurden an einem Tunnel (Brombeeren) und zwei Foliendächern (Himbeeren) installiert.
Mehr Beiträge
Hier geht´s zum Videointerview mit Dr. Silke Ditzer
Nützliche Links
Internetauftritt des Projekts: Droso-Demo-Netz
Wissenportal des Julius Kühn-Instituts: Drosophila suzukii
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