Für Manchen, der über eine Betriebsumstrukturierung nachdenkt, stellt der Ökolandbau eine attraktive Option dar.
Über die rechtlichen Bedingungen und wirtschaftlichen Aspekte bei Betriebsumstellungen informierte die Ökoberatung der LWK NRW am 2. März beim „Umstellertag 2017“ im Haus Düsse in Bad Sassendorf.
Mehr als 100 Landwirte aus Bereichen wie Milchviehhaltung, Schweinehaltung, aber auch Ackerbau, Gemüse- und Obstanbau nutzten die Gelegenheit, sich in Vorträgen und Gesprächen über Anforderungen und Voraussetzungen bei der Umstellung auf Ökolandbau auf den neuesten Stand zu bringen.
Eckpunkte bei der Umstellung
Georg Pohl vom Fachbereich Ökologischer Landbau LWK NRW wies das Publikum auf wichtige Eckpunkte bei der Umstellung hin. Er verwies explizit auf die EU-ÖkoVO und allgemeine Regeln zum Ökolandbau.
Broschüre: Umstellen auf Ökologische Landwirtschaft
Pohl warf in seinen allgemeinen Ausführungen die wohl interessanteste Frage auf:
Lohnt sich die Umstellung überhaupt?
Die Fakten dazu:
- 2016 gab es zirka 10% Marktwachstum.
- Die Marktchancen: „Besser könnte der Markt zur Zeit nicht sein“, stellt er ganz klar fest.
- Jede vierte Möhre sei schon eine Biomöhre, bei Babynahrung bereits über 50 %.
Aber:
Auch im Ökolandbau gäbe es natürlich keine Garantien. Der Erfolg eines Unternehmens sei auch betriebsspezifisch, wie in jeder anderen Branche.
Außerdem wiederholte er eindringlich:
„Informieren sie sich und lassen sie sich bitte beraten“.
Auch er betonte die Wichtigkeit der Vertriebspartner: „Sie brauchen unbedingt Marktpartner, um die sie sich VORHER kümmern müssen, sonst werden Sie ihre erzeugten Produkte nicht an den Mann bringen. Also brauchen Sie unbedingt einen Plan. Und ohne Angst verbreiten zu wollen: Auch Liquidität ist wichtig. Die Umstellung braucht nämlich Zeit.“
Mit dem Kontrollvertrag als erstem Schritt beginne der Umstellung. Erst dann könne man die Förderung beantragen. Aber: Nach Zusicherung dauere es noch zirka 1,5 Jahre bis die erste Zahlung folge. Und Zeit sei schließlich Geld, gab Pohl zu bedenken.
Die Dauer der gesamten Umstellung bis zu Vermarktung der ersten Bioprodukte betrage in etwa zwei Jahre. Aufteilen lasse sich dieser Schritt nicht: Es sei ausschließlich die Umstellung des gesamten Betriebs möglich.
Hinsichtlich der Risiken erklärte er, dass durchaus die Ertragsrisiken höher sind, die Qualitätsrisiken steigen, die Liquiditätssituation enorm wichtig ist und die Preise auch im Ökolandbau nicht vorgeschrieben sind.
Pohl sah aber insbesondere große Chancen für Ökolandbaubetriebe:
- „Der Ökomarkt ist immer noch ein Wachstumsmarkt
- Die Nachfrage steigt
- Das Image ist bei Konsumenten positiv und steigt
- Ökomarktpartner habe ein großes Interesse daran, langfristig zusammenzuarbeiten“
Kleingruppenarbeit
In Kleingruppen wurden am Nachmittag die Spezifika bei Bio-Milchviehhaltung, Bio-Schweinehaltung, Bio-Rindfleischerzeugung/Gemischtbetrieb, Bio-Acker- und Gemüseanbau, Bio-Obstbau und Bio-Geflügelhaltung angesprochen.
„Wir möchten, dass Sie heute hier rausgehen und zu Hause wissen, was Ihre nächsten Schritte sein können“, erklärte Pohl das Ziel der Gruppenarbeit.
In der AG Bio-Obstbau referierte zunächst Rolf Clostermann, Ökoobstanbauer Wesel mit dem Schwerpunkt auf Kernobst. Detailliert ließ er die Teilnehmer an seinen Erfahrungen aus bereits über 30 Jahren im Bio-Obstanbau teilhaben.
Andrea Sausmikat, Öko-Beratung LWK NRW, ergänzte die Betriebsvorstellung mit einem Fachvortrag zu Kulturführung und Pflanzenschutz bei Ökoobstanbau und beantwortete die Detailfragen der Kleingruppe. Zum Thema Pflanzenschutz riet sie:
„Am besten stellt man sich den Bio-Obstanbau als Baukastensystem vor, wobei der Pflanzenschutz der letzte Baukasten ist“, erklärte sie. „Die Kulturführung ist grundlegender: Kümmern Sie sich um Einnetzung zum Schutz vor Drosophila und im geschützten Anbau um ein gutes Lüftungsmanagement zum Schutz vor Botrytis.“
Außerdem wies sie darauf hin, dass der Nützlingseinsatz im geschützten Anbau sehr praktikabel sei – besser als im Freiland.
Auf die Frage nach Bio-Anbau in Substrat hieß es vom Moderator Pohl, Beraterin Sausmikat und Referent Clostermann einvernehmlich, dass es schwer vorstellbar sei, dass die Verbände in naher Zukunft Substratkulturen als Ökokonform anerkennen würden. „Der Kontakt mit dem Boden gehört zum Bio-Gedanken dazu“, ergänzte Pohl.
Fazit
In der gemeinsamen Abschlussrunde hielt Karl Kempens, Leiter des Ökoteams LWK NRW, abschließend fest:
- „Der Bio-Markt wächst jährlich um zirka 10%
- Jeder Deutsche gibt zirka 100€ im Jahr für Bioessen aus
- Über 40% der Deutschen kaufen Bioessen
- Fast jeder 10. Betrieb ist ein Biobetrieb“
Also:
„Bioware wird gesucht“, stellte er klar heraus und schloss den „Umstellertag 2017“ im Haus Düsse mit den Worten:
„Machen Sie einen individuellen Betriebscheck. Das Zauberwort heißt deshalb Beratung, Beratung, Beratung.“
Hier geht es zum ersten Teil unseres Berichts
Jetzt umstellen auf Ökolandbau – Eine Chance für meinen Betrieb Teil I
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