Neben dem normalen Messegeschehen bot die diesjährige Interaspa praxis auch wieder ein Vortragsprogramm. Wir haben die Vorträge besucht und geben einen Überblick.

Während es im ersten Teil um Betriebsvergleiche, digitale Wetterstationen, Tipps zur Gestaltung des Arbeitsvertrages und Tricks für die Direktvermarktung ging thematisieren die Vorträge im zweiten Teil unseres Berichts vom Vortragsforum der Interaspa praxis 2021 hauptsächlich den Spargel- und Beerenanbau.

 

 

Aktuelles zum Spargelanbau

 

Ralf Große Dankbar und Carsten Wenke Bild: Kerstin Panhorst

Erfahrungen aus der Beratung der Landwirtschaftskammer NRW brachten Ralf Große Dankbar und Carsten Wenke mit.
Da der Druck mit Spargelrost in den letzten Jahren gestiegen ist, haben sich die beiden Berater einen Überblick über die Gesamtsituation in NRW verschafft.

Zu einem Zeitpunkt, an dem ein Eingreifen noch möglich war (Mitte bis Ende August) reisten sie zu den Betrieben und verschafften sich einen Überblick über Sorten, Gebiete und Wirkung von Pflanzenschutzmitteln.

In 14 Tagen führten die beiden Berater ihr Rostmonitoring auf 320 Flächen von 94 betrieben durch. Bei 38 der Betriebe fanden die beiden Rost vor, auf 30 der Flächen herrschte ein so starker Befall, dass es für ein Eingreifen bereits zu spät war.

Die Zunahme von Rost führen die beiden vor allem auf das Wetter zurück. Vor 10 Jahren war Rost in NRW noch kein Problem und tauchte wenn dann nur vereinzelt an Grünspargelflächen auf. Ideale Rostbedingungen sind Temperaturen zwischen 20 und 22 Grad sowie ein Blattnässedauer von 3 bis 9 Stunden (Morgentau=. Ab 2018 blieben die Frühjahrs- Sommerniederschläge aus und der Rostdruck nahm von Jahr zu Jahr zu.
Junge Anlagen sind am Stärksten betroffen und gefährdet, wie das Monitoring gezeigt hat. Der Spargelrost kann und wir jedes Jahr wieder auftauchen, sind sich die beiden Spargelberater sicher.
Während Grünspargel sehr anfällig ist werden alte Anlagen nur befallen, wenn sie in der Nähe von befallenen Anlagen standen. Deswegen sollten Grünspargelanlage isoliert gepflanzt werden um den Druck auf andere zu senken.

In die Spritzfolge sollten rostwirksame Mittel (Ortiva, Polyram, Score= mit eingebracht werden.
Im biologischen Anbau kann der Rost mit Kupfer- und Schwefelpräparaten unterdrückt, aber nicht wirksam und nachhaltig bekämpft werden.

 

 

Bekämpfungsmöglichkeiten der Spargelfliege

 

 

Alexandra Wichura Bild: Kerstin Panhorst

Mit Spargelrost und Erkenntnissen zur Spargelfliege beschäftigte sich Dr. Alexandra Wichura, Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Der Spargelrost ist an hellbraunen bis dunkelbraunen Sporenkissen zu erkennen und an einer Bildung konzentrischer Ringe. Meist tritt er im Juni auf, besonders gefährdet sind zweijährige Anlagen. Er sei sehr gut bekämpfbar mit Azolen und Strobilurinen, sagt Dr. Wichura und zeige auch keine Resistenzentwicklung dagegen.

 

 

Der Flugzeitraum der Spargelfliege ist von Anfang April bis in die erste Juni-Dekade. 2021 war der Flug allerdings sehr verhalten durch die Kälte, der Flughöhepunkt verschob sich um eine Woche.
Dr. Wichura wies bei den Maßnahmen gegen die Spargelfliege auf die Bedeutung der Flächenseparierung hin, da der Zuflug aus benachbarten Anlagen bis 600m Entfernung eine Hauptrolle spielt bei der Verbreitung.
Auch die mechanische Bodenbearbeitung ist ratsam, durch die Tiefenbearbeitung und das damit einhergehende Vergraben der Puppen wird der Schlupf im Folgejahr reduziert.
Der Effekt von Insektiziden sei dagegen eher bescheiden bei adulten Fliegen, wie Versuche zeigen, nur die Weibchen scheinen eine höhere Mortalität zu haben. Effekte auf Larven (außer bei Danadim) sind nicht nachweisbar.
Den Insektizideinsatz empfiehlt sie nur in Junganlagen oder bei Ertragsanlagen mit Starkbefall. Generell solle man den Zuflug abwarten und ein Monitoring durchführen. Bei Neupflanzung, so die Expertin, ist die Behandlung auf Randbereiche begrenzbar. Als Mittel rät sie zu Karate Zeon, wenn es zugelassen wird auch zu Benevia (B1) als erstes Mittel.

 

 

 

Bodenverbesserungsmaterial für den Heidelbeeranbau

 

Alfred-Peter Entrop Bild: Kerstin Panhorst

Seine Erfahrungen aus der Beratung beim Thema Bodenverbesserungsmaterial im Heidelbeeranbau teilte Alfred-Peter Entrop vom OVR in seinem Vortrag.

Langjährige Erfahrungen haben gezeigt, das der pH-Wert des Bodens niedriger ausfallen muss als bisher angenommen. Auch bei bereits gepflanzten Anlagen lässt sich der pH-Wert noch weiter regulieren, zum Beispiel durch Abschweflung.

Auf mineralischen Böden gilt es vor und nach erhöhten pH-Absenkungen die Aluminiumtoxität zu beachten.

 

Nicht alle Bodenverbesserungsmaterialien sind aber geeignet, Entrop rät zur Vorsicht mit NaCl-Gehalten. Standort und Materialien müssen aufeinander abgestimmt werden, eine ausreichende Menge und gleichmäßige Vermischung und Verteilung ist nötig.
Wenn nötig sollte nach dem Pflanzen jährlich das Substrat geprüft werden, eventuell sogar mit einer parallel verlaufenden Blattanalyse.
Zur Vorsicht rät der Experte bei der Verwendung von ungenügend kompostierten Waldboden oder Hackschnitzel, da hierdurch der Hallimarsch-Pilz eingeschleppt werden kann.
Bei der Verwendung von Maypex oder von Bodenverbesserungsmaterialien als Mulchschicht ist zu beachten, das die Wärmeabstrahlung des Bodens verhindert wird. Da so die Blütenfrostgefahr steigt empfiehlt er eine Frostschutzberegnung.

 

 

Anbausysteme für Himbeeren

 

Tillmann Keller Bild: Kerstin Panhorst

Seine Erfahrungen aus der Beratung teilte Tilman Keller, OVR.
Der LEH fordere immer mehr Ware aus geschütztem Anbau, der Wettbewerb vor allem aus dem Ausland (Portugal/Marokko) sei groß.

In Deutschland sind die Lohnkosten hoch, die Verfügbarkeit der Pflückkräfte nimmt ab und zusätzlich auch die Pflanzleistung.

Deswegen ist es wichtig, auf die richtige Sorte zu setzen.

 

Für Direktvermarkter und die Selbstpflücke im Freiland habe sich die Sorte Glen Ample als robust erwiesen. Als frühe Sorte ist mit ihr eine Vermarktung vor der Kirschessigfliegenzeit möglich, zudem hat sie weniger Rindenrisse und ist weniger anfällig für Himbeerrutengallmücken, was den Wegfall von Insektiziden mit sich bringt. Bei Anbau im Damm ist sie auch weniger empfänglich für Wurzelkrankheiten wodurch auch Herbizide weggelassen werden können.

Für den Frühanbau mit Longcanes im Tunnel rät der Experte zu Vajolet. Mit dieser Sorte ist eine sehr frühe Produktion möglich. Guter Geschmack und eine gute Pflückleistung sowie kompakte Ernte machen sie zu einer idealen Ergänzung zum Freilandanbau.
Allerdings hat sie eine 25% niedrigere Erntemenge als Tulameen, die mit Frühzeitigkeit, Fruchtqualität und gutem Geschmack in Geschützter Produktion überzeugt.

Bei der Sommerproduktion mit Longcanes unter Regendach wäre auch Tulameen (für LEH Absatzwege, wo Geschmack bezahlt wird) eine gute Sorte, ebenso Lagorai (für Großhandel, gutes ShelflifeShelflife, gute Pflückleistung) oder Primocane mit selbstgemachten Longcanes (2 oder mehr Ernten pro Pflanze).
Bei einem Satzanbau mit Longcanes im Tunnel ist zwar mit relativ teurer Produktion eine je nach Sortenwahl bis zu 5-monatige durchgehende Belieferung möglich.

 

 

 

 

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