Die ökologische Landwirtschaft wurde Simon Engemann schon in die Wiege gelegt – er ist quasi damit aufgewachsen.
Jetzt hat der junge Landwirt selbst einen zuvor konventionell geführten Betrieb gepachtet. „Von Anfang an stand für mich fest, dass ich den Betrieb biologisch weiterführen werde“, sagt er stolz.
Uns erzählt er, wie das erste Umstellungsjahr bislang verlaufen ist und wie es weitergeht.
Abgeschieden im Weser-Bergland
„Das erste Jahr war ein wenig holprig, da Spargel natürlich eine komplett neue Kultur war“, lächelt der gelernte Feld- und Feingemüseanbauer während der Autofahrt zu einem seiner Spargelfelder.
Er hat uns in der Vorsaison, der für ihn stressigsten Zeit, eingeladen und sich ein wenig Zeit für eine kleine Führung genommen.
Sein Betrieb liegt im Weser-Bergland, einer für den Spargelanbau eher untypischen Region. Der nächste Spargelhof liegt 60 Kilometer von den „Engemannschen“ Feldern entfernt.
Die Lage hat Simon Engemann zum Betriebsnamen „Weser-Auen-Spargel“ inspiriert. Insgesamt bewirtschaftet er acht Hektar Bleich- und einen halben Hektar Grünspargel.
Nach seiner Ausbildung zum Feld- und Feingemüseanbauer verschlug es Engemann für ein Jahrespraktikum auf einen Ackerbaubetrieb in Kanada – Praxiserfahrungen, die er nicht missen möchte.
Zurück in Deutschland arbeitete Engemann ein weiteres Jahr im zirka 60 Hektar großen, elterlichen Betrieb mit.
„Ich dachte mir, wenn man Feld- und Feingemüse hinbekommt, dann auch Spargel“, grinst er der Frage nach der Motivation, Spargel im Weserbergland zu bewirtschaften, entgegen.
„Die Entscheidung, dass der Betrieb von mir weitergeführt wird, ist erst im Januar 2016 gefallen, also habe ich als Vorbereitung auf die Bewirtschaftung von Spargel nur den dreiwöchigen Kurs zur „Zertifizierten Fachkraft für Spargel, Erdbeeren und Beerenobst“ in Münster-Wolbeck mitgemacht und habe mir in diesem Rahmen den Biospargelhof Kreienbaum im Münsterland angeschaut. Für mehr blieb keine Zeit“, erklärt er.
„Und dann ging es auch schon los. Mitte April 2016 haben wir schon angefangen. Aber es hat alles ganz gut geklappt. So fürs erste Jahr bin eigentlich ganz zufrieden.
Wegen dem Wetter 2016 hatten wir Mitte Mai aber Übermengen an Spargel. Bis zu fünf Tonnen Ertrag hatten wir pro Tag. Das war schon echt eine Herausforderung “, lächelt er rückblickend über das turbulente erste Jahr.
Umstellung
„Das Spargelfeld war schon da, und als erste Maßnahme bei der Umstellung habe ich die Düngung und Spritzung weggelassen, wobei man bei der Spritzung durchaus auch auf biologische Mittel zurückgreifen könnte.
Aber der nächste Spargelbetrieb ist 60 Kilometer Luftlinie von hier entfernt, daher haben wir keinerlei Probleme mit Spargelfliege oder Spargelhähnchen“, erklärt Engemann zufrieden.
Der Boden auf seinem Spargelfeld ist ein lehmiger Sandboden.
Dies hat Auswirkungen auf die Spargelernte:
- Einerseits hält der Boden das Wasser länger, andererseits erwärmt er sich langsamer – der Spargel kommt etwas später.
- Beim Aufdämmen und Fräsen tun sich die Maschinen im Lehm-Sand-Gemisch schwerer als im Sandboden.
„Dieses Jahr sind wir in der ersten U-Ware“, beschreibt Simon Engemann den Ist-Zustand seines Betriebes.
Seit einem Jahr produziert Engemann seinen Spargel bereits nach Bio-Richtlinien. Dieser darf aber vor Ablauf der ersten drei Jahre nicht als solcher verkauft werden.
Erst 2019 darf er seinen Spargel als anerkannte biologische Verbandsware verkaufen.
U-Ware ist bei der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft die Bezeichnung der Ware während der Umstellungszeit und muss auch so ausgezeichnet werden.
„Interessant wird es noch, wenn ich neues Pflanzgut brauche. Das könnte etwas schwierig werden, da es ungebeiztes Pflanzgut sein muss“, erzählt er von der nächsten Herausforderung.
An den Produktionsabläufen wird sich 2017 und 2018 kaum noch etwas ändern. „Die Vermarktung muss 2019 natürlich noch angepasst werden“, überlegt Engemann.
Düngen will er künftig mit Champost, dem abgeernteten Substrat bei der Speisepilzproduktion, welches gerne als NPK-Dünger eingesetzt wird.
Diesen bekommt er von der hauseigenen Champignontreiberei.
Spargelfeld sollte Spargelfeld bleiben
Den Vorbesitzern des Spargelhofs lag bei der Übernahme durch Simon Engemann nur eines am Herzen: dass der Spargelanbau weitergeführt wird.
„Mein Vater, Onkel und ich selbst haben in dem bestehenden Betrieb besonders die großen Chancen gesehen. Schließlich gibt es schon seit Jahren einen festen Kundenstamm.
Ich habe mir auch ein junges und dynamisches Verkäuferteam an meine Seite geholt und merke, dass das bei den Kunden echt gut ankommt.
Und zum Spargel sagen sie, dass er aus dieser Region am besten schmeckt.
Viele vermuten, es liege am Boden“, erklärt Simon Engemann uns noch schnell, während wir uns verabschieden.
Seine Zeit in der Vorsaison ist knapp: In seinem kleinen Betrieb ist er unabkömmlich.
Schließlich müssen an diesem Tag noch die verbleibenden Dämme mit Folie abgedeckt werden.
Bevor der Regen kommt – und damit er den ersten U-Spargel hoffentlich zu Ostern ernten kann.
Hier geht´s zum Videobeitrag mit Simon Engemann
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