Nach Rindern und Schweinen sind Bienen das drittwichtigste Nutztier für den Menschen.
Zwei Drittel der weltweit wichtigsten Kulturpflanzen profitieren von der Bestäubung durch Bienen.
Aber es gibt Unterschiede in der Qualität der Bestäubung verschiedener Bienenarten.
In einem Versuch mit Blaubeeren fanden Forscher der University of Vermont (UVM) heraus, dass Wildbienen für die Erzeugung größerer und besserer Blaubeererträge unverzichtbar sind – mit pralleren, schneller reifenden Beeren.
Feldversuch in Vermont
Auf neun unterschiedlichen Beerenfarmen im amerikanischen Bundesstaat Vermont untersuchten die Wissenschaftler des UVM-Gund-Instituts für Umwelt die Bestäubungseigenschaften von Wildbienen.
Mit elektrischen Zahnbürsten ahmten sie von Hand die spezielle Bestäubungstechnik von Hummeln nach – auch diese gehören zu den Wildbienen – und übertrugen dann mit kleinen Pinseln die gesammelten Pollen auf über 5.000 Blüten.
Hummeln haben die Fähigkeit zum “Summend bestäuben”, bei der sie die Blüten in Vibration einer bestimmten Frequenz versetzen, die besonders effektive Pollenduschen freizusetzt.
Honigbienen sind dazu nicht in der Lage und müssen weniger wirksame Techniken anwenden, um Pollen von der Blüte zu nehmen.
Steigerung der Menge und Qualität
Anschließend verglichen die Forscher die Produktion dieser Blüten, die nahezu perfekt bestäubt wurden, mit den natürlich bestäubten Zweigen.
Den Unterschied erfassten sie in einem “Bestäubungsdefizit” der einzelnen Betriebe und ermittelten, um wie viel die Produktion mit einer Zunahme an Wildbestäubern gesteigert werden konnte.
Es wurde dabei sowohl eine Steigerung der Beerengröße um 12 Prozent, eine Steigerung der Ertragsmenge um 12 Prozent sowie eine Steigerung von Beeren einheitlicher Größe um 11 Prozent wie auch um zweieinhalb Tage frühere Ernte festgestellt.
Mit der Studie zeigen die Wissenschaftler erstmals, dass eine Bestäubung durch Wildbienen nicht nur die Blaubeermenge, sondern auch die Größe und andere Qualitätsfaktoren verbessern und den Beerenbauern große Vorteile bieten kann.
Anhand der Daten der neun im Bundesstaat Vermont untersuchten Beerenfarmen berechneten die Forscher, dass Wildbienen auf einer mittelgroßen Beerenfarm die Produktion um 36 Prozent pro Jahr steigern könnten.
In anderen Farmen stellten die Forscher fest, dass die potenziellen Produktionsvorteile von Wildbienen im Durchschnitt bei etwa 6% liegen.
Die Ergebnisse lassen sich auch auf andere Beerenarten übertragen.
Studie bestätigt Erfahrungen
Auf die besonderen Bestäubungsqualitäten von Hummeln greifen auch deutsche Landwirte gerne zurück.
Die Firma Behr Bestäubung & Biologischer Pflanzenschutz liefert schon lange neben anderen Nützlingen für den biologischen Pflanzenschutz auch Hummeln zur Bestäubung aus, die genau wie ihre wildlebenden Artgenossen diese spezielle Technik beherrschen.
„Diese Studie bestätigt unsere Erfahrungen aus der Praxis. Durch das ‚Buzzing‘, also die Vibrationsbestäubung, lagern sich mehr Pollen ab an den pelzigen Hummeln und liefern letztendlich bessere Ernten mit größeren Früchten. Diese besondere Art der Bestäubung können nur Hummeln, das macht sie so einzigartig“, erklärt Bestäubungsimker Sven Behr.
Die Hummel beißt sich dabei an der Basis des Pollen erzeugenden Staubbeutels in der Blüte fest. Sie „entkoppelt“ dabei ihre Flugmuskeln von ihren Flügeln, so dass sie sich zusammenziehen kann, ohne zu fliegen.
Dann beginnt sie heftig zu vibrieren, wodurch die eingeschlossenen Pollenkörner aufgerüttelt werden.
Wenn sie stark genug summt, sprießt der Pollen aus der Oberseite heraus und bedeckt die Biene.
Eine Hummel setzt Vibration zur Gewinnung von Pollen ein. Video: Tobias Willenbrock
Weitere Informationen zu Hummeln und anderen Nützlingen für die Bestäubung gibt es auf www.bestaeubungsimker.de
Wildbienen schützen
Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Wildbienen für die globale Landwirtschaft, doch eine weitere Studie zur Kartierung von Wildbienen in den USA zeigt, dass die Population von Wildbienen zwischen 2008 und 2013 um 23 Prozent abnahm, insbesondere in landwirtschaftlich wichtigen Gegenden.
Auch in Deutschland wurden Wildbienen in ihrem Bestand stark dezimiert, inzwischen stehen rund 300 der 560 bekannten Wildbienenarten in Deutschland auf der Roten Liste.
Denn viele Arten spezialisieren sich auf das Sammeln von Pollen und Nektar bei nur einer einzigen Pflanzengattung oder sogar –art. Wenn diese aufgrund der sich ausbreitenden Monokulturen nicht mehr vorhanden ist, sterben die Tiere.
Deswegen rät das Forscherteam Landwirten dazu, Wildbienen aktiv zu schützen.
Das kann unter anderem durch die Aufrechterhaltung eines hohen Anteils an natürlichen Bienenlebensräumen in der Nähe von Farmen, die Reduzierung versprühter Pestizide, das Anlegen von Blühstreifen auf Äckern und mehr Pflanzendiversität im Anbau geschehen.
Zusätzlich können Anbauer aber eben auch Tiere von Bestäubungsimkern erwerben oder leihen und gezielt Hummeln zur Bestäubung auf ihren Feldern einsetzen um ihre Produktivität zu steigern.
Hier geht es zur kompletten Studie.
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