Im Erdbeeranbau ist es noch Zukunftsmusik, in anderen Kulturen dagegen gängige Praxis zur Desinfektion und Beseitigung von Bodenmüdigkeit: die Bodendämpfung.
Auf dem Hof Stegemeier ist die Dämpfmaschine jedes Jahr auf den Rucolafeldern im Einsatz, seit mittlerweile acht Jahren.
Direkt nach der Frostperiode geht’s los, bis Mitte oder Ende Juni sind alle Rucolafelder einmal behandelt.
Die Dämpfmaschine
In 48 Stunden schafft das Gefährt einen Hektar. Soeben senken sich seine drei jeweils 1,20 x 3,30m großen Dämpfhauben auf den vorgelockerten Boden hinab.
Der 200 Grad heiße Dampf zischt, als er mit Druck unter die dicht auf den Boden gepressten Hauben gedrückt wird.
Sechs Minuten später heben sich die Hauben wieder.
Unter ihnen ist der Boden nun 95 Grad heiß, bis in 6 cm Tiefe.
Eine weiße Dampfwolke steigt auf, während das Gefährt gut drei Meter vorrückt, um die nächsten zwölf Quadratmeter zu erhitzen.
Warum eine Dämpfmaschine?
„Vor acht oder neun Jahren hatten wir in Deutschland Ärger mit Kreuzkraut“, erinnert sich Marion Stegemeier.
In einer Rucolapackung fanden sich damals auch Kreuzkrautblätter.
Für acht Wochen listete der Lebensmitteleinzelhandel daraufhin deutschen Rucola komplett aus.
Obwohl die Stegemeierschen Felder und Lieferungen frei von dem Unkraut waren, bestand der LEH vor der Weiterbelieferung auf Garantien dafür, dass jede Kreuzkrautverunreinigung definitiv ausgeschlossen sei.
Die Stegemeiers schafften eine Dämpfmaschine an – und sind bis heute überzeugt davon.
„Wir ziehen seit sieben Jahren auf dem gleichen Feld immer wieder Rucola“, erläutert Stefan Stegemeier.
„Für bodenbürtige Probleme hat Dünstung die besten Möglichkeiten: Der Boden wird verjüngt auf Hundertprozentigkeit“.
Tot ist der Boden trotzdem nicht: „Die Regenwürmer ziehen sich nach unten weg“, hat Stegemeier beobachtet. „Die gehen auf unter sechs Zentimeter und kommen später wieder hoch.“
Seine Beschreibung des Ist-Zustandes dank Bodendämpfung: Gleichmäßige Bestände ohne Unkraut. Weniger Herbizideinsatz – und keine Ausfälle durch Mehltau etc.
Kurz: eine gleichmäßige, planbare Ernte von Mitte Mai bis Ende Oktober.
Das hat die Stegemeiers überzeugt.
Hinzu kommt, dass dank Bodendämpfung jede der drei jährlichen Rucola-Kulturen eine Woche eher erntereif ist.
Denn die Dämpfung beschleunigt und verbessert die Verfügbarkeit von Nährstoffen im Boden.
Ein weiteres Ertragsplus: Die Felder können nun voll besät werden. Denn Fahrrillen für die Hackmaschine sind nun mangels Unkraut nicht mehr notwendig.
Für einen Hektar verbraucht die Maschine 2.000 Liter Heizöl.
„Das rechnet sich nur für hochpreisige Kulturen. Aber nur an der Energie darf man das nicht aufhängen“, ordnet Stegemeier den Kostenfaktor ein, „man muss das in der Summe sehen“.
Denn im Gegenzug würde der Störfaktor Unkraut in Anbau, Ernte und Verarbeitung verlässlich wegfallen.
Deshalb spart er nun zwei bis drei Erntehelfer, die früher auf der Erntemaschine das Unkraut aussortieren mussten.
Auch aus den Kisten wurde früher noch Unkraut herausgelesen.
Große Unkrautmengen legten sogar manchmal vorübergehend den ganzen Verarbeitungsprozess lahm. Seit er dämpft, läuft alles glatt.
„Demnächst kommt noch eine vollautomatische Abpackstation“, schaut der Landwirt in die Zukunft, „das geht nur mit Dämpfung.“
Die selbstfahrende Maschine, deren Funktionsfolgen ein Bordcomputer verlässlich steuert, ist ein Prototyp.
Stegemeier hatte schon viele Besucher, selbst aus Kanada und Afrika, zu Gast, die die Maschine sehen wollten.
Deren Heizöltank fasst 1.500 Liter, der Hauptkessel hat eine Leistung von 750 kW.
Nachgerüstet wurde die integrierte Wasseraufbereitung, zur Entkalkung. „Das haben wir erst nicht gemacht,“ erinnert sich Stegemeier.
Eine Modifizierung, die sich rechnet: Die zunehmenden Kalkablagerungen hatten isolierende Wirkung und trieben den Heizölverbrauch in die Höhe.
Stefan Stegemeiers Fazit: „Ich will das Ding nicht missen. Ich bin da immer noch begeistert von.“
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Stegemeier bewirtschaftet derzeit 45 Hektar mit Schnittlauch, Rucola, Petersilie, Pflücksalat, Dill und diversen anderen Kräutern wie Rosmarin, Thymian, Salbei und Minze.
Im Herbst kommen noch Steckrüben und Grünkohl dazu. Der Gemüsebaubetrieb ist in etwa 1960 aus einem landwirtschaftlichem Betrieb entstanden und wurde 2006 von den Stegemeiers übernommen.
Hier geht´s zum Video: Dämpfmaschine im Einsatz
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