Der 33. Spargeltag lockte wieder viele Besucher an. Bild: Kerstin Panhorst

 

 

Beim 33. Spargeltag ging es unter anderem um die kritisierten Aspekte sowie die Rentabilität der Folienverwendung im Spargelanbau unter Betrachtung der vergangenen Jahre, Vermeidung von Verbräunungen der Spargelstange, die Anzucht und Kultivierung von Wildspargel sowie die selektive Ernte mit dem Roboter AVL Motion.

Der Spargeltag ist eine Veranstaltung des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Karlsruhe, des Regierungspräsidiums Karlsruhe und des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE).

 

Wir waren dabei und fassen das Wichtigste zusammen.

 

 

Der Spargel und die Gemeinschaft der Bodenorganismen

 

Doktor Giusto Giovanetti Bild: Kerstin Panhorst

„Der Spargel und die Gemeinschaft der Bodenorganismen“, so lautet der Titel des Vortrags von Doktor Giusto Giovanetti aus Turin.

Giusto Giovanetti forschte lange Zeit an der Universität Turin im Bereich des Botanischen Gartens. In enger Zusammenarbeit mit Trüffelbauern im Piemont untersuchte er die Bewirtschaftung von traditionellen Trüffelgebieten und stieß dabei auf die Gemeinschaft der Bodenorganismen als maßgebliche Komponente für das Wachstum der kostbaren Knollen.

In seinem Vortrag zur Gemeinschaft der Bodenorganismen erläuterte er das Zusammenspiel der Bodenlebewesen in Bezug auf den Anbau von Spargel, jedoch auch im großen Rahmen der gefährdeten Biodiversität unserer Lebensräume.

Mit der Biodiversität im Boden beschäftigt sich Giovannetti schon länger. In einem Gramm Boden kann es zwischen 1 und 10 x 10⁹ Mikroorganismen geben, rund 250.000 Pilztyphen und 4000 Genotypen. In einem Kubikzentimeter landwirtschaftlichen Boden sind durchschnittlich 1 Pflanze, 0,1 Tiere und Insekten und 100 Millionen Mikroorganismen.

„Der Boden ist perfekt organisiert, wie in einer Fabrik, wo jeder seine eigene Rolle hat“, sagt Giovannotti.

Zum Respekt vor der Biodiversität der landwirtschaftlichen Böden gehört für ihn:

  • Das Verständnis für die Komplexität der Beziehungen zwischen den Mikroorganismen, welche die Gemeinschaft des Bodenlebens bilden.
  • Die Regulierung von mikrobiellen Populationen
  • Die Reduzierung von Pestiziden
  • Die Reduzierung von Düngemitteln
  • Die rechtliche Anerkennung der Fähigkeiten von Mikroorganismen
  • Das strategische Inokulieren von Mikroorganismen
  • Eine neue Vision der Landwirtschaft

Mit dem Produkt MIKROSAT F kann laut Giovannotti eine Vermehrung der Bodenmikroben erzielt werden. Diese führen dann zu einer längeren Haltbarkeit des Produktes, einer Verbesserung der organoleptischen Eigenschaften (Geruch, Geschmack) und einem Anstieg der Carotinoide und der Antioxidantien im Produkt. Die Erhaltung der mikrobiellen Artenvielfalt im Boden erhöht auch die Bindung von atmosphärischem CO₂. Dieser Effekt einer Kohlenstoffsenkung bedeutet eine Kohlenstoffgutschrift, die wiederum auf dem Carbon Trade Exchange Markt verkauft werden kann.

 

 

Intensiver Folieneinsatz im Spargelanbau – Rentabel? Klimafreundlich? Unverzichtbar?

 

Joachim Ziegler leitet die Abteilung Gartenbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz. Durch

Joachim Ziegler Bild: Kerstin Panhorst

seine Erfahrung aus vielen Jahren Versuchswesen im Bereich Folienauflagen im Spargelanbau auf dem Queckbrunnerhof in Schifferstadt, gilt er als der führende Experte auf diesem Gebiet weit über die Landesgrenzen von Rheinland-Pfalz hinaus.

In seinem Vortrag wendete er sich den kritischen, beziehungsweise den kritisierten Aspekten der Folienverwendung zu. Dabei ging es zum einen um die Rentabilität der Folienverwendung unter Betrachtung der vergangenen Jahre, sowie um die Gegenüberstellung regionaler Verfrühungsmaßnahmen im Vergleich zu importierter früher Ware.

Neben aktuellen Informationen rund um die Folienverwendung war auch das Thema Nachhaltigkeit ein Schwerpunkt des Vortrages.

Zu Beginn warf Ziegler einen Blick auf die Gründe für die Verwendung von Folie im Freilandanbau:

  • Ernteverfrühung
  • Ertragssicherung und -erhöhung
  • Qualitätsverbesserung
  • Kultursicherung
  • Bodenschutz
  • Verbesserung der Wasser- und Nährstoffeffizienz

 

Bis 1985 war der Anbau ohne Folie noch Standard, ab ca. 1980 wurde Schwarzfolie in Deutschland eingesetzt. Ohne den Einsatz von Folie, so Ziegler, sei und ist eine Marktversorgung mit deutschem Spargel nicht möglich gewesen. Trotz des Einsatzes der Folie seien aber auch die Lohnkosten-Steigerungen kaum zu verkraften.

 

Deutschland, so Ziegler, hat noch eine leistungsfähige Agrarwirtschaft sowie Unternehmer und Mitarbeiter, die diesen anspruchsvollen Job auf sich nehmen. Der Flächenanteil der Intensivkulturen sei aber gering und auf Gunststandorte begrenzt (Klima, Verfügbarkeit von Boden, Wasser und Marktnähe).

Er stellte die positiven wirtschaftlichen Wirkungen des Folienanbaus in den Vordergrund und betonte, dass auch die Dauerkultur Spargel durchaus ihren Beitrag zur Biodiversität leisten könne. Anbauvielfalt könne dabei eine Region bereichern, ein sorgfältiger Umgang mit Folie und deren Recycling seien dabei nötig. Monokulturen im Großflächenbau sollten aber möglichst vermieden werden.

 

 

Verbräunungen der Spargelstange vermeiden – Ursachen und Lösungen

 

Dr. Ludger Aldenhoff Bild: Kerstin Panhorst

In seinem Vortrag ging Dr. Ludger Aldenhoff auf Verbräunungen der Spargelstangen ein, die sich in jedem Erntejahr unter bestimmten Bedingungen wieder zeigen.

Anhand eigener Versuche und der Interpretation von unzähligen Boden- und Wurzeluntersuchungen erklärte er den Einfluss einzelner Nährstoffe, die mit diesem Erscheinungsbild in Zusammenhang stehen und beschrieb die Wechselwirkungen mit dem Boden und der Witterung.

 

Dr. Ludger Aldenhoff ist seit über 20 Jahren Spargelberater des Beratungsdienstes Spargel und Erdbeeren e.V.
Die Schwerpunkte seiner Beratungsarbeit liegen im Pflanzenschutz und in der Pflanzenernährung. Zahlreiche eigene Versuche zu den unterschiedlichsten Themen der Kulturführung bilden die Grundlage für seine aktuellen Ausführungen und Empfehlungen.

Zunächst machte er in seinem Vortrag den Unterschied zwischen Verbräunung (Kupfer-Mangel), Berostung (Calcium-Mangel) und dem Symptom orangener Punkten (Sauerstoff-Mangel) deutlich, denn nur wenn das Problem und seine Ursache erkannt werden, kann auch gegengesteuert werden.

Vor allem bei fehlender Folie und Niederschlag hat Aldenhoff in der Vergangenheit oft Verbräunungen beobachtet. Diese Verbräunungen sind abgestorbene Zellen. Für das Absterben können mehrere Gründe vorliegen: Alter der Stange (Alterung bereits im Damm), Sauerstoff-Mangel im Damm/Lager, Totwässerung oder auch eine Verbrennung der Zellen der Schale durch Ammoniak.

In seinen Versuchen fand er sehr unterschiedliche Stabilitäten der Zellen, dies liegt vor allem an unterschiedlicher Pflanzenernährung. Zur Klärung der Ursachen von Verbräunungen empfiehlt er Bodenproben und Wurzelproben im Winter.

Eine Verminderung des Risikos der Verbräunung kann erwirkt werden durch

  • höhere Dämme
  • weniger feste Dämme mit mehr Sauerstoff im Damm
  • späteres Ziehen der Dämme (lockerer und trockener)
  • Kalkstickstoff zum Dämmen
  • Verminderung zu geringer Nährstoffaufnahme (Beseitigung begrenzender Mangel wie Phosphor oder Zink/ weniger Kalium/Magnesium in den Boden bringen und Verbesserung des Wurzelwachstums durch Wärme oder Bodenbearbeitung)
  • N-Aufnahme in der Ernte mindern (sonst kurzfristig hoher CU-Bedarf in der Pflanze) durch Vermeidung von organischem Dünger im Vorjahr und rechtzeitige Einarbeitung grüner Masse
  • keine Anpflanzung anfälliger Sorten wenn der Gehalt von Phosphorpentoxid im Unterboden mehr als 20mg beträgt

 

 

 

Spargelernte morgen: Selektive Ernte mit dem AVL Motion

Bernhard Böckenhoff Bild: Kerstin Panhorst

 

Bernhard Böckenhoff, Geschäftsführer der Böckenhoff Folien GmbH, ist als Händler und Spezialist für das Recycling von Spargelfolien ein bekannter Referent auf dem Spargeltag Karlsruhe.

In diesem Jahr stellte er den AVL Motion, einen selektiv und autonom arbeitenden Roboter zur Spargelbeerntung vor. Angesichts des hohen Kosten- und Personalaufwands, der für die Ernte von Spargel erbracht werden muss, könnten präzise arbeitende Maschinen zur autonomen und selektiven Beerntung von Spargel künftig eine Erleichterung darstellen.

Zunächst stellte er  die Bachelorarbeit seiner Tochter Pauline Böckenhoff zum Thema “Skaleneffekte bei automatisierten Ernteverfahren im Spargelanbau” vor. Darin beschreibt sie, wie der Mangel an Arbeitskräften und die steigenden Kosten bei vielen Betrieben zu einer Reduzierung der Anbaufläche, ungeernteten Feldern, aber auch zu Investitionen in die Mechanisierung führen.

In einer Kalkulation stellt sie die Handernte der mit einer selektiven Spargelerntemaschine gegenüber. Da die Maschine doppelt so lang im Einsatz sein kann wie eine Saisonkraft, ist deren Stechleistung höher. Das geschätzte Maximum einer Maschine liegt derzeit bei 281kg/h, das einer Arbeitskraft schwankt individuell und ist von verschiedenen Faktoren wie der Tagesform und körperlicher Erschöpfung abhängig,

Wirtschaftlich rentabel ist eine Maschine bereits ab einem Mindestlohn von mehr als 12,43 Euro. Je höher der Mindestlohn steigt, desto rentabler wird der Einsatz einer Stechmaschine bei einem Dauereinsatz von 16h/Tag. Bei einem Mindestlohn unter 12,43 Euro sind die minimalen Grenzkosten der Maschine höher als die der manuellen Ernte, ein täglicher Einsatz ist hier nicht rentabel.

“Aber ich denke, die Maschine wird sich langfristig durchsetzen so lange wir deutschen Spargel weiter gut verkaufen können”, ist sich Bernhard Böckenhoff sicher, der selbst die AVL Motion bei sich im Testeinsatz hat. Bisher habe er damit gute Erfahrungen gemacht, aber die Maschine müsse die ganze Saison durch laufen um rentabel zu sein und bei Schlägen unter 300 Meter würde er aufgrund der hohen Wendezeit am Ende der Reihen vom Einsatz abraten.

 

Wildspargel – Asparagus acutifolius: Anzucht und Kultivierung

 

Mojcar Rehar Klancic Bild: Kerstin Panhorst

Zum Abschluss der Vortragsveranstaltung berichtete Mojcar Rehar Klancic aus Šempas, Slowenien, über ihre Erfahrungen aus Anzucht und Kultivierung von Wildspargel. Mojcar Rehar Klancic studierte Landwirtschaft und leitet seit 25 Jahren eine Staudengärtnerei in Šempas.

Mit großer Leidenschaft konzentriert sie sich seit sieben Jahren auf die Entwicklung von Vermehrungsmethoden des wildwachsenden Asparagus acutifolius, der in ihrer Heimat, sowie in vielen anderen mediterranen Regionen bisher traditionell gesammelt wird.

 

Der Wildspargel könne auch in Deutschland wachsen, er überlebt niedrige Temperaturen solange er in einem ausreichend durchlässigen Boden gepflanzt wird. Die Kultivierung ist ähnlich wie beim Anbau von Grünspargel, der größte Unterschied hier ist, dass Wildspargel immergrün ist.

Wildspargel ist allerdings kein richtiges Gemüse, mehr ein Gewürz. Sein Geschmack ist spezifisch und irgendwie bitter. Er wird auch wegen seiner zahlreichen medizinischen Eigenschaften geschätzt.

Für den Verkauf werden Triebe von ca. 20cm Länge gesammelt, ca. 300 bis 400 Triebe ergeben ein Kilogramm. Verkauft wird der Wildspargel in Bündeln, die Nachfrage ist in Slowenien größer als das Angebot.

Deswegen gibt Mojcar Rehar Klancic dem Wildspargel im professionellen Anbau eine Chance. In der Natur wächst er auf gut entwässerten Böden zwischen Felsen und gerne an Hängen mit dornigem Bewuchs. Der Wildspargel ist eine mehrjährige Pflanze, jedes Jahr produziert sie mehr Triebe. Obwohl sie keinen Schatten braucht wächst sie auch im Schatten gut – unter Olivenbäumen, Haselnüssen oder auch unter Photovoltaikanlagen.

 

 

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