Fruchthof Hensen in Swisttal – Mömerzheim
Hofbesuch am 10.April 2017 Beim Betreten der Sortierhalle empfängt einen bereits der Duft frischer Erdbeeren. „Freitag haben wir mit der Ernte begonnen“, erzählt Mitinhaberin Irmgard Hensen, während an der Packstraße bereits eine kleine Schar Erntehelferinnen Erdbeerschälchen abwiegt und in die Verkaufssteigen stellt.
Kurz darauf stößt ihr Mann, Betriebsleiter Ralf Hensen, dazu. Er wirkt entspannt. Es ist morgens gegen zehn Uhr und die Mitarbeiter sind weitestgehend in die Arbeiten des Tages eingewiesen.
Im freundlichen Besprechungsraum der in Swisttal – Mömerzheim zwischen Bonn und Euskirchen gelegenen Firma berichtet er über den mittlerweile reinen Erdbeeranbaubetrieb. Seine Frau und er bewirtschaften ihn in zweiter Generation.
„Was hier im letzten Jahr los war, wissen Sie ja“ bemerkt Hensen in Anspielung auf den Starkregen, von dem die Region im Juni 2016 heimgesucht wurde.
Auch das Vorjahr hatte es schon in sich gehabt: Er berichtet von schwerem Hagelschlag, der Ende Juli 2015 einen Millionenschaden an seinen Gewächshäusern angerichtet hat. „Aber wir haben hier alles versichert!“ fügt er hinzu.
Wie aus der Not eine Tugend wurde
„Meine Eltern gründeten den Fruchthof 1966 mit dem Anbau von Kern- und Steinobst“, so Hensen. Zwanzig Jahre später leitete ein Wetterereignis den Umbruch ein:
Im Winter 1986/87 waren die Obstbäume außergewöhnlich lange belaubt – bis in den Dezember hinein. Tiefe Fröste von unter -20°C machten in der Silvesternacht der ganzen Anlage den Garaus.
Als Notmaßnahme pflanzten die Hensens daraufhin die ersten Erdbeeren an. 1999 legten sie den ersten halben Hektar Erdbeerkulturen im eigens dafür errichteten Gewächshaus an.
2002 fiel die Entscheidung zur Spezialisierung. Die Hensens stellten alle anderen Kulturen ein und erweiterten in den folgenden Jahren die Gewächshausfläche auf aktuell 7 Hektar.
Zurzeit baut Familie Hensen Erdbeeren nicht nur im Gewächshaus an, sondern auch 0,5 ha Hektar Tunneln und ca. 160 Hektar im Freiland. Erdbeeren gibt es hier von April bis Dezember.
Für 2017 ist die Errichtung von knapp 10 Hektar Stellagenkultur mit Einzelreihenüberdachung geplant.
„Ich möchte die Remontierer im Betrieb vollständig vom Feld in die Stellage bekommen. Immer eins zu zwei: 1 Hektar auf Stellagen ersetzt 2 Hektar im Ackerboden“, so Hensen zu seiner Anbauplanung.
Denn im Freiland erziele er, je nach Bodengüte und Qualität des Pflanzgutes, einen Ertrag von 15 bis 35 Tonnen pro Hektar, auf Stellagen etwa das Doppelte.
Die mit Abstand höchsten Erträge liefert ihnen der Anbau unter Glas: rund 45 Tonnen pro Hektar in der Herbsternte und 90 im Frühjahr. Dies erfordert aber mit 10.000 – 12.000 Arbeitskraftstunden (Akh) pro Hektar und Jahr enormen Arbeitsaufwand.
Die Kaffeetassen sind geleert – es geht über den Betrieb. Durch die Sortierhalle, eine Maschinenhalle und den Vorraum eines Gewächshauses. Wohin man schaut, alles hell, sauber und aufgeräumt.
Hensen öffnet die Schiebetür und bittet in die Glashauskultur hinein.
Drinnen ist es taghell und angenehm temperiert. Der Blick schweift über Stellagen mit üppigem Grün. Neben den roten Farbtupfern reifer Erdbeeren fällt vor allem enorm viel Gelb ins Auge.
Eindringlinge unerwünscht
Dicht über den Erdbeerreihen in den Gewächshäusern prangen zahlreiche Gelbtafeln. „Was klebt, fliegt nicht mehr“, kommentiert Hensen die üppige Ausstattung seiner Kulturen mit dieser altbewährten Fangmethode.
Er erläutert, dass auf seinem Fruchthof je nach Kulturform sowohl chemische als auch mechanische oder biologische Kontrollmethoden gegen fliegende Schadinsekten zum Einsatz kommen.
„Insektizidbehandlungen gegen Thripse oder Kirschessigfliege immer in Kombination mit einem süßen Lockstoff wie Combi-protec“, so Hensen. Damit will er möglichst viele der Schadinsekten zur Aufnahme des Mittels veranlassen.
Gegen Drosophila suzukii in den späten Erdbeeren geht er entschieden vor. Er behandelt mit Spintor und Karate. Aber auch nach dem Einsatz von DS-Kalk hatte er keinen Befallsdruck zu verzeichnen. Weitere Präventionen sind ein kurzer Pflückturnus und sofortige Kühlung des Erntegutes.
„Bis jetzt hat uns die Kirschessigfliege noch keine Probleme gemacht“, so Hensen. „Ob das jetzt an unseren Maßnahmen liegt oder wir sowieso wenig Befall gehabt hätten, kann ich nicht sagen.“
Sollte der Befallsdruck steigen, wäre Einnetzung der Freilanderdbeeren eine Option für ihn, aber eine ungeliebte. Der hohe Winddruck in seiner Region mache die Umsetzung technisch schwierig. Außerdem passt ihm eine verminderte Windgeschwindigkeit nicht ins Konzept: „Remontierer müssen eigentlich kalt geführt werden“, erläutert der Landwirt sein Dilemma.
Thripse machen ihm da schon mehr Ärger, vor allem der kalifornische Blütenthrips Frankliniella occidentalis.
Der Landwirt biegt vom Gewächshausgang quer zwischen die Stellagen ab und kontrolliert einige Erdbeerpflanzen auf Befall mit den lästigen Fransenflüglern.
„Sobald die Erdbeerpflanzen Blütenstände schieben, legen wir in den Gewächshäusern Tütchen mit Cucumeris in die Pflanzen“, erläutert Hensen sein Vorgehen gegen F. orientalis mit Raubmilben der Art Amblyseius cucumeris.
Im Herbst werde der Boden unter den Stellagen mit aufgeschäumtem Desinfektionsmittel gereinigt. „So wirkt das Mittel länger und tötet auch die herabgefallenen Thripspuppen ab“, erklärt er das Verfahren.
_________________
So beschreibt Ralf Hensen die Klima- und Bodenverhältnisse seines Hofes:
Niederschläge: nur ca. 500 mm p. a., da im Regenschatten der Eifel
Bodengüte: 70 – 80 BP, tiefgründig, mäßig steinhaltig, teilweise Kiesland
Temperaturen: im Sommer schon 40°C überschritten, im Winter -10°C keine Seltenheit, Spätfrostgefahr
Wind: reichlich
Hier geht´s zum Bericht: Erdbeeren von April bis Dezember Teil II
Hier geht´s zum Video: Ralf Hensen im Statement über Preisperspektiven am Erdbeermarkt
Immer frische News -
mit unserem Newsletter
Hier in unseren Newsletter eintragen und immer aktuelle News vom ErdbeerSpargel Portal erhalten.
Sie haben sich erfolgreich eingetragen - ein Bestätigungsmail geht Ihnen zu.