Ralf Hensen mit Traktor

Ralf Hensen mit Traktor              alle Fotos von Marion Deichmann

 

Fortsetzung unseres Hofrundganges auf dem Fruchthof Hensen: Ralf Hensen informiert uns über Sortenführung, Maßnahmen gegen Spätfrostschäden, Bewässerung und Vermarktungswege.

 

Sorten über Sorten

Elsanta im Sortenvergleich

Elsanta im Sortenvergleich

Wir gehen weiter den Gang entlang, Reihe für Reihe gleichmäßige Elsanta-Bestände.

Doch zwei Reihen fallen auf, die in Erscheinungsbild der Pflanzen und Form der Früchte abweichen.

Hier testet Hensen zwei Sorten auf ihre Tauglichkeit für den Unterglasanbau in seinem Betrieb.

Bei einem kurzen Halt erläutert er seine betriebliche Sortenstrategie.

Damit kann er den langen Vermarktungszeitraum und hohen Qualitätsanspruch gewährleisten.

 

Opera im Sortenvergleich

Opera im Sortenvergleich

Seine Strategie in Kürze:

Gewächshaus:            Elsanta als Hauptsorte, Opera und Magnum im Test

Malling Centenery*

Doppelabdeckung:     Clery, Rumba, Darselekt, Aprica

Normalkultur:             Figaro, Asia, Elegance

Spätsorten:                 Salsa, Jive, Fenella, Florence, Roxanna

Remontierer:              Evie 2, Portolas, Murano, im Test Malgo und Vivaro

Je nach Kulturform Frigo-, A+ -, Wartebeet- oder Traypflanzen.

*nur für die Direktvermarktung, da sie die schönsten, aber wegen geringeren Ertrags und hoher Ausfallraten bei den Traypflanzen auch die teuersten Früchte liefert    

 

Für die teuerste Kultur nur bestes Pflanzmaterial

Traypflanzenvorbereitung

Traypflanzenvorbereitung

Hensen kultiviert ausschließlich Traypflanzen in seinen Gewächshäusern, und zwar nur Pflanzgut, das er zuvor getestet hat. Dafür setzt er im Februar Proben der in Frage kommenden Chargen.

Er beobachtet deren Entwicklung und entscheidet dann, welche er für die Pflanzung im August ordert. „Die Pflanzen sollen zwei bis drei Blütenstände haben und 500 – 600 Blüten je m2 liefern“, beschreibt er sein ideales Pflanzgut.

Früher hatte er neben Elsanta auch Sonata im Gewächshaus.
Doch seit der Umstellung von Wartebeet- auf Traypflanzen nicht mehr.

Hauptgrund: Rhizomfäule (Phytophthora cactorum). „Die Ausfallquoten, vor allem durch Cactorum, waren einfach zu hoch“, erläutert Hensen.

 

Bewässerung

Um Spitzenerträge im Gewächshaus zu erzielen, bedarf es nicht nur optimalen Pflanzguts. Es müssen alle Kulturparameter stimmen. Ein ganz wichtiger ist die Fertigation.

Hensens Wassermanagement: „Wir sammeln das anfallende Regenwasser und mischen es in einem 1000 m3 – Bassin im richtigen Verhältnis mit Brunnen- und Leitungswasser, so dass EC-Wert und Bicarbonatgehalt passen.“ Nach Zusatz der Nährsalze wird die Lösung bei pH 5,5 ins Fertigationssystem eingespeist.

„Die Substratkulturen brauchen etwa zehn Liter  im Gewächshaus und sieben  in Freilandstellagen“, erklärt er seinen Wasserbedarf pro Quadratmeter. Stehen erst die geplanten Stellagen, reicht das riesige Wasserbassin in der Vegetationsphase bei warmem Wetter nicht über den ganzen Tag.

 

Blütenfrostgefahr wird ernst genommen

Der weitere Rundgang durch die Kulturen führt uns zu den Folientunneln. Nach dem Besuch im Gewächshaus kommt es einem hier sehr bodenständig vor, obwohl wir hier auch in einer intensiven Substratkultur stehen.  Zusammengerafft zwischen den Reihen liegt noch die Verfrühungsfolie.

„In allen gefährdeten Schlägen lassen wir Vlies und Folie bis Ende Mai liegen, und sobald Temperaturen von 3°C oder weniger angesagt sind, decken wir zu“, erläutert Hensen. „In zwei Stunden sind wir damit fertig.“ In kritischen Wetterphasen frequentiert er regelmäßig fünf Online-Wetterdienste.

 

„Wir produzieren hier nichts, ohne zu wissen, wo es hin geht!“         

Ralf Hensen mit San-Lucar-Verpackung

Ralf Hensen mit San-Lucar-Verpackung

Was nützt die beste Produktion, wenn man dafür keinen ausreichenden Erlös erzielt? Deshalb haben die Hensens schon früh eigene Wege beschritten.

„Mit dem Bau des ersten Gewächshauses haben wir uns vom damaligen Zentralmarkt in Roisdorf getrennt“, beginnt Ralf Hensen das Thema. Seitdem vermarkten sie ihre Produktion auf eigene Faust und haben ihren Anbau konsequent marktorientiert ausgerichtet. „2013 und 2014 gab es vorübergehend Probleme mit dem Absatz der Herbsternte“, räumt er freimütig ein, „aber dann haben wir etwas bei den Kunden umgestellt und dann passte es wieder.“

Den langen Produktionszeitraum von April bis Dezember sieht Hensen auch als Instrument zur Kundenbindung: „Unsere Kunden müssen nicht zwischendrin fremdgehen.“

Er könne mit künstlicher Belichtung auch darüber hinaus noch Erdbeeren erzeugen, aber: „Das gibt der Markt noch nicht her. Fünf Euro pro Schale will keiner bezahlen.“

Verkaufsstände

Verkaufsstände im Winterlager

Aktuell vermarktet der Fruchthof seine Erdbeeren auf folgenden Wegen:

            70 – 80 % über das Fruchthandelsunternehmen San Lucar

            10 – 20 % über ausgewählte Großmärkte

            < 10 % in Direktvermarktung an eigenen Ständen, aber auch  Shop in Shop im LEH

Um der Struktur im Lebensmitteleinzelhandel gerecht zu werden, vertreiben die Hensens ihre Früchte nicht nur unter „San Lucar“ und ihrer Eigenmarke „Hensen-Erdbeeren“, sondern noch unter drei weiteren Labels.

„Die bei den verschiedenen Handelsketten zu erzielenden Preise nähern sich zunehmend einander an“, so Hensen. Während die Preisdifferenz früher schon einmal bis zu 20 Cent betrug, liegen heute nach seiner Erfahrung oft nur noch 3 bis 4 Cent pro Schale dazwischen.

Dennoch schätzt er das Geschäft mit den Ketten, da es einigermaßen kalkulierbar sei. Den Absatz über die Großmärkte erachtet er als am schwierigsten, denn überschüssige Retourpartien ließen dort allzu oft das Preisniveau kollabieren.

 „Aber Überproduktion an Erdbeeren wird irgendwann der Vergangenheit angehören, wenn die Stundenlöhne erst einmal zwölf, dreizehn Euro erreicht haben“, schließt er das Thema ab.

Danach wendet er sich wieder dem Tagesgeschäft zu. Er wirkt entspannt…


 

Hier geht´s zum Bericht: Erdbeeren von April bis Dezember Teil I

Hier geht´s zum Video: Ralf Hensen im Statement über Preisperspektiven am Erdbeermarkt

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