Dr. Silke Benz, LWK NRW und Bernhard Sterthoff, Betriebsleiter

Dr. Silke Benz, LWK NRW und Bernhard Sterthoff, Betriebsleiter

Kirschessigfliege (KEF): gefährlich, mächtig, unbezwingbar?
Der aus Asien nach Europa eingeschleppte Schädling beschäftigt nicht nur deutsche Anbauer seit Jahren. Natürliche Feinde hat er hier kaum. Auch Pflanzenschutzmittel sind begrenzt einsetzbar, da der Schädling seine Eier bevorzugt in reife Früchte legt.

Das Einnetzen der Kulturen ist derzeit die erfolgreichste „Bekämpfungsmethode“. Wie diese am besten umgesetzt wird und was sie tatsächlich bringt, beobachtet das „Droso-Demo-Netz-Vorhaben“ – Eine Initiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung in Kooperation mit dem Julius-Kühn-Institut.

Verschiedene Obstbetriebe werden während der Phasen des Einnetzens und der ersten Ernten unter dem Kulturschutz begleitet.

Das erklärte Ziel: Etablieren, Kommunizieren, Multiplizieren und Sensibilisieren, erklärte Dr. Silke Benz, LWK NRW, den Teilnehmern während der Versuchsvorstellung auf dem Betrieb Sterthoff in Wadersloh.

Dort werden derzeit zirka 2000 Kirschbäume auf zwei Hektar mit Kulturschutznetzen mit einer Maschenweite von 0,8 x 0,8 cm geschützt.

Mit dem Versuchsvorhaben wurden bislang sehr positive Erfahrungen gesammelt, weshalb Anbauer nun motiviert werden sollen, Netze als Schutzmaßnahme anzubringen, erklärte Benz.

Der Tenor aus den Reihen der Anbauer: Netze seien definitiv eine Investition in die Zukunft – Die monetären Verluste von ungeschützten Kulturen seien inzwischen zu groß.

 

Kirschessigfliege 2017/2018

 

Aufgrund des diesjährigen milden Winters wurde eine starke Aktivität des Schädlings verzeichnet, erklärte Benz zur Einleitung. Erst der Frost im März konnte die KEF-Population etwas eindämmen.

Am Standort Sterthoff in Wadersloh sieht es nach der Analyse des Monitorings bislang gut aus, fasste Benz zusammen.

Auch andere Schädlinge werden im Rahmen des Projekts beobachtet. Am Standort Sterthoff ließ sich so im vergangen Jahr auch ein positiver Effekt der Netze gegen die Kirschfruchtfliege feststellen.

 

Netze und klimatische Daten

 

Bei Foliendächern und Tunneln ist erhöhte Luftfeuchte eine bekannte Problematik.

Dagegen konnten bei mit feinmaschigen Netzen geschützten Kulturen jedoch keine nennenswerten klimatischen Veränderungen festgestellt werden.

„Die heißesten Tage sind immer die windstillen. Wenn kein Lüftchen weht, spielen die Netze für die klimatischen Verhältnisse auch keine Rolle mehr“, fasste Benz es zusammen.

 

Zufahrtswege

Rolltor als Eingang zur eingenetzten Kultur auf dem Betrieb Sterhoff.

Rolltor als Eingang zur eingenetzten Kultur auf dem Betrieb Sterhoff.

Wichtig bei Zufahrtswegen zu den eingenetzten Kulturen ist eine schnelle Schließdichte.

Während sich bei eingenetzten Tunneln der Zugang oft schwierig gestaltet – die schützenden Netze müssen mühsam auf- und wieder abgerollt werden – hatte Sterthoff für seinen „Käfig“ eine pfiffige Idee:  Er hat sich ein gebrauchtes Rolltor von einem Möbelspediteur geholt.

Jetzt geht’s auf Knopfdruck hoch und runter – für einen schnellen Zu- und Abgang.  

 

 

 

 

 

Befestigung

Die Kirschessigfliege hält sich gerne im hohen Gras auf, weshalb besonders gut auf einen lückenlosen Abschluss der Netze am Boden geachtet werden muss.

Sterthoff hat auf seinem Betrieb als Bodenbefestigung Sandsäcke gewählt.

Ganz wichtig: Scheuerstellen vermeiden und sauber abschließen. Erfahrungsgemäß gehen die Netze sonst an den Auflagen kaputt.

Den Weg von oben nimmt der Schädling eher selten. Auch haben sich die Netze als optische Barriere erwiesen. Das haben Versuche in Baden-Württemberg mit drei Meter hohen Netzen ohne Dach gezeigt, erklärte Adrian Engel, Pflanzenschutzdienst LWK NRW, ergänzend.

Sein Appell: Finden Sie ihren eigenen Weg. Letztlich zählt nämlich, dass am Ende so wenig Schäden wie möglich entstehen.  

 

Netze und Wildwechsel

Probleme mit angefressen Netzen von Wildwechsel seien standortbedingt. Es käme auch immer ein wenig auf die jeweilige Hasenfamilie an, erklärte Bernd Dinkhoff, Obstbauberater LWK NRW. Sei diese versessen auf die eingesetzte Kultur, könne es durchaus zu Wildschäden führen.
Da müsse man die Standorte einfach beobachten und individuell entscheiden, ob und welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

 

Netze und Akzeptanz in der Bevölkerung

Droso-Demo-Netz-Vorhaben in Wadersloh

Droso-Demo-Netz-Vorhaben in Wadersloh

Wenn die Betriebe mit Infoschildern und einer offenen Kommunikation bezüglich Nutzen und Notwendigkeit von Kulturschutznetzen auf die Bevölkerung zugehen, erfahren sie überwiegend eine gute Akzeptanz.  

Der Demobetrieb Obsthof Sonntag sei ein gutes Beispiel, weil er sehr zentral liegt und die umliegende Bevölkerung ausführlich über den Kulturschutz aufklärt.

 

Betrieb Sterthoff:

Bernhard Sterthoff, Betriebsleiter

Bernhard Sterthoff, Betriebsleiter

Der Betrieb Sterthoff, ursprünglich ein gemischter Betrieb mit Ackerbau und Viehzucht, hat in den 1980er Jahren auf Gemüse- und Obstbau umstrukturiert.

Derzeit wird auf etwa 60 Hektar Ackerbau betrieben.

Dazu kommen zirka 45 Hektar Obst und Gemüse und 18 Hektar Spargel.

Seit 2011 baut Betriebsleiter Bernhard Sterthoff Kirschen an – 2000 Bäume sind es derzeit.

Die eingenetzte und vom Droso-Demo-Netz-Projekt begleitete Anlage umfasst zirka zwei Hektar.

Ganz grob schätzt Bernhard Sterthoff die monetäre Belastung für einen Hektar Bäume inklusive Bewässerung, Ernte, Pflanzung, Einnetzung und Arbeitsstunden auf rund 100.000 €.

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Mehr Informationen zum “Droso-Demo-Netz” Vorhaben gibt es auf den Internetseiten des Juliuis Kühn-Institut:
Droso-Demo-Netz: Demonstrationsvorhaben “Einnetzen von Obstkulturen zum Schutz gegen die Kirschessigfliege”


 

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