Dr. Hans Christoph Behr, AMI

Dr. Hans Christoph Behr, AMI

Wie entwickelt sich Anbau, Absatz und Import von Erdbeeren, Spargel und Strauchbeeren in Deutschland?
Dr. Hans Christoph Behr, Prokurist der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI), referierte auf der interaspa praxis über aktuelle Entwicklungen.

 

Spargel: „immer grüner“

Spargel ist mit Abstand die wichtigste Kultur im deutschen Gemüsebau in Deutschland“, erklärt Dr. Hans Christoph Behr: Von 2007 bis 2016 stieg die Anbaufläche von 21.700 auf 27.000 Hektar.
Er glaubt aber nicht, dass sie ins Unendliche steigt: „Bisher haben wir Einfuhren verdrängt.“

Zwischen 1996 und 2016 stieg die Inlandsproduktion von 37.000 auf 120.000 Tonnen – der Anteil inländischen Spargels am deutschen Markt stieg im gleichen Zeitraum von 43 auf 84 Prozent.

Grünspargel im Supermarkt

Importierter Grünspargel im Supermarkt

Insgesamt sind die Einfuhren immer grüner geworden.“
Denn in diesem Segment kann der deutsche Anbau bislang nicht in ausreichender Menge liefern: Der Grünspargelanteil im deutschen Anbau liegt nur bei 4 bis 5 Prozent.
Dem steht in Deutschland eine Nachfrage von bis zu 11% gegenüber.

Grünspargel spricht eine andere Klientel an als Bleichspargel: „Bleichspargel ist stark überaltert“, so Behr. „Grünspargel spricht verstärkt auch jüngere Käuferschichten an.“

Denn Grünspargel…
– muss man nicht schälen
– ist hip
– kann man auch mal grillen
– wird weniger über Erzeuger, im Fachgeschäft oder auf dem Wochenmarkt vertrieben, sondern oft im Discounterbereich.

Saisonrückblick 2017

Die Spargelsaison in Deutschland ist kurz: „Man kann diese Spargelbegeisterung nicht über lange Zeit halten.“
2017 setzte die Nachfrage in Deutschland früh ein: „Im April hatten wir noch nie eine solche Menge wie in diesem Jahr. Dafür war der Mai schon wieder mau.“
Behrs Fazit zur Spargelsaison 2017: „Von der Menge her war’s gut, aber eigentlich will man mit Spargel Geld verdienen.“

 

Erdbeeren: „Man kann sich auch selber den Markt verderben“

Erdbeeren im geschützten Anbau

Erdbeeren im geschützten Anbau

Der Mindestlohn und andere Faktoren haben in den letzten Jahren zu einem Flächenrückgang im deutschen Erdbeeranbau geführt: Zwischen 2013 und 2017 sank die Anbaufläche von 15.600 ha auf voraussichtlich 12.900 ha.
Die Freilandernte geht in die Knie. Das liegt vor allem am unberechenbaren Wetter wie Frösten, Regen et cetera“, erläutert Behr.

Geschützter Anbau ist dagegen im Kommen.
Deshalb nahm der deutschlandweite Ertrag nicht im gleichen Maße ab wie die Anbauflächen: „Im geschützten Anbau muss man die Flächen ganz anders bewerten. Wir haben immer noch zu viele Erdbeeren in der Hauptsaison“.

Importiert werden Erdbeeren ebenfalls, überwiegend aus Spanien.
Wesentlich steigern werden die Spanier ihren Absatz in Deutschland nicht mehr, schätzt Behr: „Die kommen nicht aus den Puschen, das wird nicht mehr“.
Seine Begründung: Spanische Anbaubetriebe liefern harte, große Früchte – „gut für den Restaurantbedarf“ – aber deutsche Endverbraucher wünschen weiche, schmelzende, duftende Früchte.

Deshalb warnt Dr. Behr: „Auch in Deutschland werden immer mehr feste, knackige Erdbeeren angebaut – zum Abgewöhnen. Man kann sich auch selber den Markt verderben.“
Die spanischen Erdbeer-Anbauflächen sinken von Jahr zu Jahr, so Behr. 2016 war ein schlechtes Jahr für spanische Anbauer: Aktuell „steigen sie lieber auf Himbeeren um“.

Saisonrückblick 2017

Die deutsche Erdbeersaison 2017 war geprägt von meist hohen Preisen – besonders im Juli war eine Hochpreisphase.
„Die Nachfrage knickte früher ein als in den Vorjahren – das war auch angebotsbedingt.“

 

Strauchbeeren: „Der Boom hält an“

Blaubeeren im geschützten Anbau

Blaubeeren im geschützten Anbau

„Das ist eigentlich der Boomsektor schlechthin“, lobt Behr den deutschen Strauchbeerenabsatz und schränkt ein: „Aber es ist viel Importware dabei“.
2017 hat er einen regelrechten Schub beobachtet – „aber überwiegend in der Importsaison“.

Das Wachstum ist stark über Heidelbeeren begründet“: Denn diese brauchen „sauschlechte“ Böden, zum Beispiel saure Waldböden. Auch bei Himbeeren ist die Wachstumsrate groß, und inzwischen werden auch Brombeeren zunehmend gefragt.

Absatzsteigernd hat sich ein Umdenken bei der Strauchbeeren-Verpackung ausgewirkt: „Man hat die Packungsgrößen radikal reduziert.“
Die großen Behälter von früher waren eher zum Einmachen als zum normalen Verzehr im Durchschnittshaushalt geeignet: „Da musste ja die Hälfte vergammeln“.
Strauchbeeren sind in Mode gekommen, weil sie im Ganzen essbar sind: „Ich kann die so wegessen und hab keinen Rest“.
Und die Erdbeere? „Das Ding ist nicht convenient“, urteilt Behr: Wegen der Kelchblätter ist sie nicht snackfähig. Außerdem ist sie nicht „müslifähig“.

Rote Johannesbeeren boomen nicht. Das liegt nicht nur am Stiel: Johannesbeeren sind ziemlich säurehaltig und daher eher Deko als Snack.
„Alles muss süß sein.“, benennt Behr den aktuellen Trend und warnt: „Da sehe ich die Gefahr der Geschmacksverarmung.“

Alle Fotos: Heike Sommerkamp

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