Bundesministerin Julia Klöckner bei der Pressekonferenz zur Übergabe des Abschlussberichtes der Bodenzustandserhebung mit dem Direktor des Thünen Instituts für Agrarklimaschutz Prof. Dr. Heinz Flessa Bild: Thomas Trutschel/ photothek.net/ Bundesministerium fuer Ernaehrung und Landwirtschaft
Zwischen 2012 und 2018 haben das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und das Thünen Institut für Agrarklimaschutz deutschlandweit und repräsentativ mehr als 120.000 Bodenproben genommen und analysiert, in enger Zusammenarbeit mit über 3.100 Landwirten.
Gemessen wurden Sauerstoffversorgung, Humusbildung und organische Kohlenstoffvorräte.
Warum eine solche Untersuchung?
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich als Unterzeichnerstaat mehrerer internationaler Klimaschutzvereinbarungen dazu mit verpflichtet, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine globale Balance der Quellen und Senken von Treibhausgasemissionen (Netto-Null-Emissionen) zu erreichen und über die Vorräte an Kohlenstoff in Böden und Biomasse zu berichten.
Ein aktueller und einheitlicher Datensatz, der den Kohlenstoffgehalt der Böden für das gesamte Bundesgebiet misst, fehlte aber bislang.
Böden sind nach den Ozeanen der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher unseres Planeten.
Sie speichern rund viermal so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Vegetation und doppelt so viel wie die Atmosphäre.
Bereits geringe Veränderungen des Vorrats von organischem Bodenkohlenstoff können die CO2- Konzentration in der Atmosphäre verändern und mehr Treibhausgas freisetzen.
Deswegen sind stabile Humusvorräte wichtig für den Klimaschutz.
Zum ersten Mal hat das BMEL nun deutschlandweit und repräsentativ mit dem Thünen Institut für Agrarklimaschutz eine Inventur der landwirtschaftlichen Böden durchgeführt, die jetzt in einer Bodenzustandserhebung veröffentlicht wurden.
Die Ergebnisse
In Kombination mit Ergebnissen zu den ober- und unterirdischen Kohlenstoffvorräten in den Wäldern Deutschlands und der Erfassung der mittleren Kohlenstoffvorräte in der Biomasse landwirtschaftlichen Kulturen wurde der gesamte CO2-Vorrat in Wald- und landwirtschaftlichen Ökosystemen Deutschlands errechnet.
Zusammen beträgt die aktuelle Speicherleistung dieser Ökosysteme für organischen Kohlenstoff rund 5 Milliarden Tonnen.
Den höchsten Anteil hieran (ca. 48%) haben landwirtschaftlich genutzte Böden mit rund 2,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff.
Der Humus in landwirtschaftlich genutzten Böden bevorratet damit mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Bäume in den Wäldern Deutschlands. Dies ist in erster Linie auf den größeren Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen im Vergleich zur Waldfläche zurückzuführen
Humus
Kohlenstoff ist mit rund 58 Prozent das mengenmäßig wichtigste Element im Humus. Er bildet sich aus Pflanzenrückständen und organischen Düngern wie Gülle, Stallmist, Kompost oder Gärresten aus Biogasanlagen.
Bodentiere und Mikroorganismen nutzen die organischen Substanzen als Nahrung und zersetzen sie, wobei der überwiegende Teil des organischen Kohlenstoffes wird dabei vollständig abgebaut und als Kohlendioxid (CO2) freigesetzt und ein kleiner Teil stabilisiert und im Boden gespeichert wird.
Die Vorräte an organischem Kohlenstoff zeigen dabei einen deutlichen Zusammenhang mit der Landnutzung.
Mineralböden unter Ackernutzung in Deutschland weisen bis in einen Meter Tiefe im Mittel einen Vorrat an organischem Kohlenstoff von 96 t ha-1 auf und haben damit deutlich weniger organischen Kohlenstoff als Böden unter Grünlandnutzung mit 135 t ha-1.
Im Durchschnitt befinden sich rund 65% des organischen Kohlenstoffs im Oberboden (0-30 cm) und 35% im Unterboden (30-100 cm).
Mineralische Oberböden sind generell kohlenstoffreicher als Unterböden, denn sie erhalten den meisten Kohlenstoffeintrag durch Wurzel- und Erntereste und organische Dünger.
Die Ergebnisse der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft verdeutlichen, dass auch Unterböden maßgeblich an der Speicherung organischen Kohlenstoffs beteiligt sind.
Da der organische Kohlenstoff dort im Mittel sehr viel langsamer umgesetzt wird als im Oberboden, haben Kohlenstoffeinträge in den Unterboden eine besondere Bedeutung für die langfristige Kohlenstoffspeicherung.
Regionale Unterschiede
Die Verteilung von Böden mit höheren und niedrigeren Vorräten an organischem Kohlenstoff in Deutschland zeigt deutlich regionale Unterschiede, die in erster Linie durch die Vernässung (Hydromorphie) von Böden und sekundär durch die Landnutzung und weitere Bodeneigenschaften beeinflusst sind.
Überdurchschnittlich hohe Vorräte an organischem Kohlenstoff im Oberboden (0-30 cm) finden sich besonders in den moorreichen Regionen (z. B. Nordwestdeutschland) sowie in den klassischen Grünlandregionen in Norddeutschland und im Voralpenland.
Der dominierende Einfluss der Hydromorphie auf die Bodenkohlenstoffvorräte wird im Unterboden noch deutlicher. Hohe Vorräte von über 90 t ha-1 sind hier oft verbunden mit dem Vorkommen von Moorböden, Auenböden und Marschen.
Auch innerhalb der Mineralböden gibt es eine große Variabilität der Vorräte an organischem Bodenkohlenstoff. Sie reichen im oberen Meter des Bodens von unter 30 t Kohlenstoff ha-1 in sandigen oder flachgründigen Böden der Jungmoränen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bis über 400 t Kohlenstoff in grundwasserbeeinflussten Böden in den Altmoränenlandschaften.
Bedeutung für den Klimaschutz
Die Bedeutung dieser Vorräte im Kontext Klimaschutz wird deutlich, wenn sie in Bezug zu den aktuellen CO2-Emissionen Deutschlands (219 Millionen Tonnen CO2-Kohlenstoff in 2016, Umweltbundesamt 2018) gesetzt werden.
Die Wald- und Agrarökosysteme speichern zusammen so viel organischen Kohlenstoff, wie Deutschland bei dem derzeitigen Emissionsniveau in 23 Jahren als CO2 emittiert.
Die Bodenzustandserhebung wird in Zukunft alle zehn Jahre stattfinden, um mögliche Veränderungen der Kohlenstoffvorräte und Bodeneigenschaften zu erfassen. Sie wird damit zu einer wichtigen Grundlage für die weitere Bodenschutz- und Klimapolitik.
Weiterführende Strategie
Die Bodenzustandserhebung soll zudem als Grundlage der Erarbeitung einer Grünland- und einer Ackerbaustrategie im BMEL dienen.
Folgende Maßnahmen zur nachhaltigen Sicherung der vorhandenen Humusvorräte in Mineralböden und zur Förderung des Humusaufbaus können Landwirte schon jetzt ergreifen:
– Erhalt von Dauergrünland
– Organische Düngung
– Rückführung von Ernteresten
– Zwischenfruchtanbau und Untersaaten
– Mehrjährige Kulturen
– Ganzjährige Begrünung
– Anlage von Hecken, Feldgehölzen oder Baumreihen
– Umwandlung von Acker in Grünland
Die gesamte Studie finden sie hier.
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