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Fotos: Heike Sommerkamp

     

Interessante Vorträge beim Erdbeertag in Bruchsal

2016 war aus Erdbeeranbau-Sicht kein einfaches Jahr. Beim 37. Erdbeertag, der am 1. Dezember in Bruchsal stattfand, war dies ein wichtiges Thema in den Vorträgen wie auch in vielen der individuellen Pausengespräche.

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Dr. Ulrich Kraft

Dem Regierungspräsidium und Landratsamt Karlsruhe sowie dem Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer, die den Erdbeertag gemeinsam veranstalteten, bescheinigte Dr. Ulrich Kraft, Landwirtschaftsamtsleiter im Landratsamt Karlsruhe, in seinem Grußwort ein gutes Gespür für die richtigen Themen und Referenten. „Der Saal ist voll – Kompliment an die Veranstalter“, rief er angesichts von fast 200 Zuhörern aus.

 

 

 

 

 

 

 

Vortrag von Philip Lieten über Fruchtdeformationen

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Philip Lieten

Über Ursachen für Fruchtdeformationen referierte Philip Lieten. Auf Basis seiner Erfahrungen und eigener Untersuchungen benannte er die Auswirkungen verschiedenster Faktoren auf die Erdbeerpflanzen:
Weniger als zwei Monate Kälte hemmen den Pflanzenwuchs, ebenso Lichtmangel in April und Mai. Zu viel Feuchtigkeit in der Bestäubungszeit ist hinderlich: Sie verklebt die Pollen und Bienen und Hummeln bleiben lieber im Nest. In der Saison 2016 fielen alle diese Wetterfaktoren ziemlich ungünstig aus.

Durch Düngung kann man zwar mehr Blüten und damit mehr Früchte erhalten, erklärte Lieten weiter, diese fallen dann aber weniger groß aus und sind in höheren Anteilen fehlgebildet. Dass im Frühjahr mehr deformierte Früchte als im Sommer auftreten, erklärte er mit schnellerem Fruchtwachstum im Sommer: Langsameres Wachstum lässt die zusätzlichen, auxinbedingten Wachstumseffekte rund um die Achänen, die durch Herbizidgaben intensiviert werden, deutlicher ins Gewicht fallen und die Frucht ungleichmäßiger wachsen.

Auch die chemische Behandlung der Blüte ist mit Augenmaß vorzunehmen, riet Lieten. „Immer so wenig wie möglich spritzen in der Blüte“, sagte er: Sonst sind mehr deformierte Früchte die Folge.
Ein Plus an fehlgebildeten Früchten erhält nach Lietens Erfahrungen aber auch, wer eine Ölheizung direkt im Pflanztunnel aufstellt: Die Abgase beeinträchtigen die Pflanzen. Auch wer im Tunnel Schweißarbeiten ausführt, kann dies später am Fehlwachstum der Früchte sehen. Mit einem fotobasierten Überblick über Schädlinge und deren Auswirkungen auf das Fruchtwachstum klang Lietens Vortrag aus.

 

Erst analysieren, dann düngen

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Ulrich Herm

Düngungen sollten bedarfsgerecht erfolgen, empfahl Ulrich Herm von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Dabei reicht es nicht aus, zu wissen, was eine Kultur an Nährstoffen benötigt. Wichtig sind neben Boden- auch Gießwasseranalysen, ergänzt durch Blattanalysen. Gerade die Bodenanalyse empfahl Herm zu wiederholen: Die Wasserlöslichkeit einzelner Nährstoffe, aber auch die z.B. durch Stroh verstärkte Stickstoffnachlieferung führt zu stetigen Änderungen der Nährstoffgehalte. Standard-Düngeempfehlungen sind auf Basis der gewonnenen Analysedaten, aber auch je nach Boden- bzw. Substratart zu modifizieren.

Als Möglichkeit der exakt dosierten Nährstoffgabe direkt an der Wurzel erläuterte Herm detailliert die Fertigation, beschrieb die technischen Erfordernisse und die Vor- und Nachteile. Entscheidet man sich für Substratanbau, ist Fertigation obligatorisch. „Der Substratanbau ist stark im Kommen“, so Herm. Er stellte verschiedene Systeme kurz vor und empfahl: Bevor man sich für eines entscheidet, soll man sich erst umschauen und beraten lassen. Ist alles installiert, riet er, trotz aller technischen Möglichkeiten der differenzierten Kontrolle weiterhin selbst hinzugucken: „Menschliche Kontrolle ist wichtig“.
Für zu weiche Früchte, gelbe Blätter und Blattrandnekrosen gab Herm Hinweise zu möglichen Ursachen und Lösungsansätzen.

 

Wie minimiert man den CO2-Fußabdruck im Erdbeeranbau?

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David Mild

Der junge Betriebsleiter David Mild gab Einblicke in seine Masterarbeit: Er hatte verschiedene Anbau- und Vermarktungsarten im Erdbeeranbau bezüglich ihrer CO2-Bilanz untersucht.
Laut seinen Erkenntnissen kann sich der CO2-Fußabdruck der Wertschöpfungskette von Erdbeeren rechnerisch insgesamt im besten Fall bei 0,49 kg CO2eq kg-1, im ungünstigsten Fall mit 1,05 kg CO2eq kg-1  in mehr als doppelter Höhe bewegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sortenvergleich mit Wolfgang Bauer

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Wolfgang Bauer

Einen Überblick über die Ergebnisse seiner Erdbeersortentestung 2015 und 2016 gab Wolfgang Bauer vom Landratsamt Karlsruhe.
Folien mit übersichtlich angeordneten Fotos, Fakten und Vergleichen intensivierten seinen anschaulichen Vortrag.

 

 

 

 

 

 

Was wirkt gegen die Kirschessigfliege?

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Arno Fried

Es waren keine guten Nachrichten, die Arno Fried vom Landratsamt (LRA) Karlsruhe zu verkünden hatte: Kirschessigfliegen können die hiesigen Winter offenbar in ausreichender Anzahl überstehen. Bereits in April und Mai legt die Fliege Eier in Misteln, Efeu und Maibeeren, erläuterte Fried. „Wenn sie ihre Eier ablegt, ist es zu spät“. Leider sind ihre natürlichen Feinde nicht zahlreich genug, ihre Population einzudämmen. Insektizide wirken, beschädigen aber auch andere Insektenvölker und stören damit den Bestäubungsprozess. Auch ist das termingerechte Ausbringen im Freiland teils nicht möglich, wegen Regen oder zu viel Wind. Fallen sind nach Frieds Erfahrungen nur teilweise wirksam – und mit 4.000€/ha zu teuer.

Mit dem vergleichenden Versuch verschiedener Einnetzungen von Beerenobst zeigte Fried auf, dass Netze den Befall nur aufschieben, aber nicht verhindern können. Nur eine ringsum geschlossene, vier Meter hohe Einnetzung bewirkte einen gewissen Schutz. Nachteil: Um ein Eindringen der Fliege zu verhindern, gab es keinen ebenerdigen Zugang. Die Netzwände konnten nur mittels Leitern überklettert werden.
Ist ein Bestand erst einmal befallen, bewirke ein vollständiges Abernten der befallenen Früchte nur eine Befallsminderung, so Fried. Allenfalls ein Durchpflücken alle zwei bis drei Tage, verbunden mit schneller Kühlung der Ernte und gezielt gesetzten Insektizidanwendungen, sobald der Befall beginne anzusteigen, ist effektiv.

Im Bekämpfungsversuch an Schattenmorellen 2016 schnitt eine Kombination aus Mospilan und Spintor, zwei Mal im Wechsel ausgebracht, mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent am besten ab. Trotzdem war auf Grund des Befalls weder hier noch bei den mit anderen Mitteln behandelten Beständen eine Vermarktung möglich. Dass das Mittel Piretro Verde nach der Ausbringung zunehmend wirkungslos blieb, erklärte Fried mit der Zersetzung des Wirkstoffs durch UV-Licht.

Für den Erdbeeranbau hatte Fried eine gute Nachricht: „Sie können sich alle zurücklehnen“. Denn die Kirschessigfliege befalle zunächst andere Früchte. Erst später im Jahr seien Erdbeersorten ab Malwina von ihr betroffen. „Im Tunnel und im frühen Bereich haben wir noch keinen Befall festgestellt“, resümierte Fried Erkenntnisse des LRA.
Mit Neuigkeiten von der thermischen Bodensanierung, einigen praktischen Fragen und Anmerkungen zur Durchführung des Tauchverfahrens mit dem Erdbeermilbenbekämpfungsmittel Vertimec Pro sowie nützlichen Hinweisen zu aktuellen Zulassungsänderungen bei Pflanzenschutzmitteln endete Frieds Vortrag – und ein vielseitig hochinformativer Erdbeertag.

Foto: Heike Sommerkamp

Die Referenten und Organisatoren des Erdbeertags: Arno Fried, Ulrich Herm, Sarah Grallath, Philip Lieten, Simon Schumacher, Moderatorin Angelika Appel und Wolfgang Bauer (v.l.). Es fehlt David Mild.

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