Das Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler

Das Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler Fotos: Marion Deichmann (1) und Heike Sommerkamp (4)

Großer Andrang beim 42. Beerenobsttag der Fachgruppe Obstbau Bonn / Rhein-Sieg am 16. Feb. 2017 im Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler:
Der Hörsaal war restlos ausverkauft – ebenso die Ausstellungsplätze in Foyer und Nebenraum.

Ludger Linnemannstöns

Ludger Linnemannstöns

Ludger Linnemannstöns, VZG Köln-Auweiler, erklärte zum Thema Integrierte Produktion von Erdbeeren:
„Nicht-chemische Verfahren werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Auch und gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung der Zulassungssituation bei Pflanzenschutzmitteln“.

Der Rat des Referenten:

  • Beim Pflanzgut müssen Sorte und Standort aufeinander abgestimmt sein, z. B. bei Belastung des Bodens mit Verticillium. „Unbedingt eine Eingangskontrolle des Pflanzguts durchführen!“
  • In punkto Düngung sollten dringend Bodenuntersuchungen zur Nmin-Ermittlung durchgeführt werden, um so die Voraussetzung für exakte Stickstoffgaben zu schaffen.

Weitere Kulturmaßnahmen, die Krankheitsdruck auf die Erdbeeranlage minimieren oder auf andere Weise die Nachhaltigkeit des Anbaus verbessern können:

  • die Kulturdauer kurz halten
  • Pflanzabstand nicht zu eng und Pflanzen schmal halten
  • Gute Stroheinlage für trockene, saubere Bestände
  • Obere Lage bei der Doppelabdeckung rechtzeitig runter
  • Wandertunnel lüften, lüften, lüften…
  • Boden von Stellagenkulturen mit Gras einsäen
  • Dachwasser von Tunnelfolien auffangen und ableiten
  • Dränwasser auffangen und wieder verwenden

Angesichts des enormen Flächenertrags im Gewächshaus könne man auch den Anbau unter Glas als Maßnahme des integrierten Anbaus betrachten, erklärte der Referent:
Denn so sinke der Flächenverbrauch je produzierter Tonne Erdbeeren enorm.

Sein Fazit:

  • Integrierter Anbau ist heute Standard
  • Nicht chemische Maßnahmen werden weiter an Bedeutung gewinnen.
  • Kulturzeiten werden sich verkürzen
  • Der geschützte Anbau bietet mehr Möglichkeiten zur Kontrolle von Krankheiten und Schädlingen mit nicht-chemischen Mitteln als die Freilandkultur
  • Die Betriebe müssen ihre Anbausysteme mit Hinblick auf die Beherrschbarkeit von Krankheiten und Schädlingen ständig weiter entwickeln.

 

Dr. Adrian Engel

Dr. Adrian Engel

Abstandsauflagen einhalten – Wasser- und Biotopschutz.

Dr. Adrian Engel, PSD Köln-Auweiler, erklärte einige einfache Maßnahmen zum Anwenderschutz, die leider noch nicht in allen Betrieben selbstverständlich seien.
Dazu zählen:

  • die Verwendung von Filtermasken,
  • Schutzbrillen
  • und langschäftige stabile Gummihandschuhe beim Hantieren mit PSM

„Verstöße können auch bald Geld kosten“, mahnte er: Die Vorschriften zum Anwenderschutz seien möglicherweise bald bußgeldbewehrt.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz hat neue Anwendungsbestimmungen für den Wirkstoff Pendimethalin, der z. B. in Stomp Aqua enthalten ist, festgesetzt.
Er ist nun mit mindestens 300l H2O/ha und mit Spritzgerät der Abdriftminderungsklasse 90% auszubringen.

Um die empfindlichen abdriftmindernden Düsen vor Verstopfung zu bewahren, empfahl Dr. Engel, selbstreinigende Druckfilter in die Spritze einzubauen.

Die Reinigung von Spritzgeräten auf den Hofstellen nahm Engel ebenfalls ins Visier:
Er riet dringend dazu, Restmengen und Reinigungswasser auf dem Feld auszubringen oder den Waschplatz mit geeigneten Mitteln zur Abwasseraufbereitung auszustatten, zum Beispiel mit einer Rieselfläche mit aktiven Bodensubstrat, das PSM-Rückstände abbaue.

 

Ralf Jung

Ralf Jung

Neue Erkenntnisse zu den derzeitigen Stars am Schädlingshimmel,  Kirschessigfliege und Kalifornischem Blütenthrips, präsentierte Ralf Jung, PSD Köln-Auweiler.

Der Kalifornische Blütenthrips Frankliniella occidentalis lässt sich mit chemischen PSM praktisch nicht bekämpfen, so Ralf Jung. So bleibt bei Befall mit F. occidentalis nur der Einsatz von Nützlingen.
Link zum Video: Ralf Jung über Thripse und Thripsbekämpfung

Neben dem Nützlingseinsatz gibt es noch einen weiteren Hoffnungsschimmer für Betriebe mit hohem Befallsdruck, so Ralf Jung:
Bei den Untersuchungen habe man festgestellt, dass eine neue, noch nicht weiter benannte Erdbeersorte über eine Thripsresistenz verfüge.

Zum zweiten prominenten Schadorganismus, der Kirschessigfliege Drosophila suzukii (KEF), stellte Ralf Jung aktuelle Bekämpfungsversuche mit DS-Kalk und PSM-Spritzfolgen in Brombeeren vor.
Die verwendete Kalkbrühe hatte einen pH-Wert von 12,2. Damit sollte der Atmungsschlauch der KEF-Larven abgeätzt und so deren Weiterentwicklung unterbunden werden.

Im Freiland ließ sich mit beiden Varianten kaum ein Bekämpfungserfolg erzielen. Doch unter der Regenkappe reduzierte die Behandlung mit DS-Kalk den Befall deutlich. Die PSM-Variante, eine enge Spritzfolge mit reduzierten Aufwandmengen von Spintor + CombiProtect, verringerte den Fruchtbefall sogar auf nur 2%.

 

Dr. Silke Ditzer

Dr. Silke Ditzer

Mit Netzen möchte dagegen das BMEL der KEF zu Leibe rücken.
Dr. Silke Ditzer, PSD Köln-Auweiler, stellte kurz ein neues bundesweites Projekt vor:

Beteiligt sind Betriebe mit Kirsch-, Himbeer-, Brombeer-, Heidelbeer- oder Erdbeerkulturen aus verschiedenen Bundesländern.
Es sollen verschiedene Netzsysteme untersucht und auch weitere phytopathologische Erreger sowie der Einfluss des Mikroklimas auf die Fruchtqualität beobachtet werden.

 

(Fortsetzung folgt)

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