Der 30. Spargeltag in Karlsruhe war gut besucht. Bild: Kerstin Panhorst
Im Rahmen der expoSE fand auch der 30. Spargeltag in Karlsruhe statt.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe und das Landwirtschaftsamt im Landratsamt Karlsruhe luden zu verschiedenen Vorträgen in den Konferenzbereich der Messe ein.
Spargelrost: Ein alter Erreger mit neuer Bedeutung
Dr. Ludger Aldenhoff (Beratungsdienst Spargel und Erdbeeren e.V. Hassloch)
Anfang des 20. Jahrhunderts war Spargelrost (Puccinia asparagi) weit verbreitet.
In den 1990er Jahren wurde der pilzliche Erreger durch Strobilurine und Azolen enthaltende Pflanzenschutzmittel zurückgedrängt.
Doch inzwischen ist die Verbreitung von Spargelrost wieder ein Thema. „Wir haben heute mehr rostanfällige Sorten als früher“, erklärt Dr. Ludger Aldenhoff.
Als „Schönwetterpilz“ konnte sich der Erreger vor allem in diesem heißen Sommer wieder stärker ausbreiten. „Spargelrost hat eine lange Inkubationszeit, deswegen ist es so schwierig zu sagen wann er beginnt.
Deswegen sollte man bei Befall auch immer alle benachbarten Anlagen kontrollieren“ rät der Experte.
Bei Befall sollte man auf eine Kombination von kurativen und vorbeugenden Wirkstoffen setzen, um eine Neuinfektion zu vermeiden.
Ideal sei es, den Zyklus bereits vor der Erstinfektion im Frühjahr mit prophylaktischen Mitteln zu unterbinden.
Zudem empfiehlt sich eine gute und vollständige Einarbeitung des Laubes, das den Pilz auf den Spargel überträgt.
Im Süden sei zudem aufgrund der höheren Temperaturen geraten, auf anfällige Sorten zu verzichten.
Eine Ernte bis Mitte Mai kann außerdem das Risiko eines Befalls vermindern und bei einem frühen Befall sei ein Krautschnitt zur Minderung der Schäden sinnvoll.
Saisonarbeitskräfte – Die Situation der Arbeitskräfte aus betrieblicher Sicht
Isabelle Bohnert (VSSE e.V.)
Isabelle Bohnert berichtete in Ihrem Vortrag „Die Situation der Arbeitskräfte aus betrieblicher Sicht“ über die Ergebnisse einer Umfrage des Verbandes Süddeutscher Spargel und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE) zum Thema Saisonarbeitskräfte, an der sich über 350 Betriebe beteiligt haben.
Mehr als 90 Prozent aller Befragten schätzte dabei die Verfügbarkeit von Erntehelfern als verschlechtert ein, 9 Prozent gaben an, keine Veränderung zu bemerken und 0,8 Prozent verzeichneten sogar eine Verbesserung.
Eine vorzeitige Abreise der Saisonarbeiter beanstandeten über 80 Prozent, einen Ernteverlust aufgrund fehlender Kräfte fast 80 Prozent.
Als Konsequenz dieser Entwicklung reduzierten 55,6 Prozent ihre Flächen, 35,3 Prozent beendeten vorzeitig die Ernte, 27,1 Prozent gingen zur Intensivierung auf kleinerer Fläche über, 24,2 Prozent setzen auf Mechanisierung und 22,8 Prozent gaben die Spargel- und Erdbeerproduktion vorzeitig auf.
Da die bilateralen Abkommen mit der Ukraine, Moldawien und dem Westbalkan voraussichtlich erst in zwei Jahren für Abhilfe sorgen, wird die Situation zunächst wohl angespannt bleiben.
„Die Deutsche Botschaft in Serbien hat gemeinsam mit dem VSSE ein Gruppenverfahren für die Visa-Antragstellung entwickelt, das die Terminvergabe und Abwicklung von rund sieben Monaten auf vier Wochen verkürzt“, berichtet die Pressereferentin des VSSE.
2018 konnten dadurch bereits 444 Erntehelfer an 15 Betriebe vermittelt werden.
Leider gibt es derzeit Schwierigkeiten bei der Abwicklung, da es zur Überlastung der zuständigen Stelle in der Botschaft kam.
Gute Kommunikation und Bindung zu Erntehelfern schaffen
Sarah Grallath (Spargelhof Dirk Schreiber, Gerolsheim)
Das Thema Saisonarbeitskräfte beschäftigte auch Sarah Grallath. In ihrem Bericht erzählte die Pfälzerin von den Erfahrungen mit Saisonarbeitern auf dem in 2. Generation geführten und auf Sonderkulturen spezialisierten landwirtschaftlichen Unternehmen.
Rund 100 saisonale Helfer aus Polen und Rumänien unterstützen jedes Jahr die drei fest angestellten Mitarbeiter des Hofes.
Als wichtige Punkte für eine Bindung an die Mitarbeiter sieht Sarah Grallath die Schaffung von klaren Regeln (inkl. einer Haus- und Hofordnung) und Strukturen sowie die Verteilung klarer Aufgaben und Anweisungen z.B. durch exakte Protokolle, ein regelmäßiges Briefing und De-Briefing sowie die Gabe eines Feedbacks.
„Es ist wichtig, absolute Transparenz und Gleichberechtigung zu schaffen. Sanktionen müssen erklärt und durchgesetzt werden“ sagt Grallath.
Ein angenehmes Arbeitsumfeld sorge zudem für eine gute Bindung der Helfer an den Hof.
Als Beispiele dafür führte die Erdbeer- und Spargelanbauerin Fahrräder für Mitarbeiter, kleine Aufmerksamkeiten zu Ostern, Geburtstagen und Weihnachten, kleine Belohnungen wie ein Eis im Sommer oder einen Kaffee im Winter und das Anlegen eines kleinen Vokabulars in der Sprache der Erntehelfer an.
Die Bindung zahle sich aus. „Rund 2/3 unserer Mitarbeiter kommen jedes Jahr, die Mitarbeiter empfehlen unseren Betrieb weiter, identifizieren sich mit ihm und ihre Loyalität wächst. Die Mitarbeiter werden unsere Fans“, erzählt Sarah Grallath.
Spargelanbau in Spanien
Jaime Urbina Diás (Familienbetrieb Explotaciones Agricolas Hermanos Urbina S.L.)
Spanien hat 2017 rund 63.433 t Spargel auf einer Fläche von 13.755 ha produziert.
Davon sind 9.343 bewässert und 4.412 nicht bewässert. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 3.155 kg/ha von den unbewässerten und 5.522 kg/ha von den bewässerten Spargelpflanzen steht das Land mit seiner Produktion an fünfter Stelle weltweit – nach China, Peru, Mexico und Deutschland.
Themen wie Kulturarbeiten, Unkrautbekämpfung, Bewässerung, Düngung sowie Schädlinge und Krankheiten streifte der Spanier und stellte die wichtigsten Anbaugebiete seines Landes vor, wobei er den Schwerpunkt auf Guadalajara setzte.
Dort wird seit 50 Jahren Grünspargel angebaut. Die Besonderheiten des Standortes, wie z.B. eine Höhenlage von 650 bis 1000 Höhenmeter, basische Bodenarten mit hohen PH-Werten sowie ein extrem kontinentales Klima mit großen täglichen Temperatur-Differenzen führen zu einem Grünspargel mit besonders hoher Qualität und geringem Faseranteil.
Metabolomics-basierte Herkunftsbestimmung von Spargel
Marina Creydt (Hamburg School of Food Science)
Die geographische Herkunft von Lebensmitteln spielt eine zunehmende Rolle für deutsche Konsumenten, die grundsätzlich bereit sind, für regionale Lebensmittel höhere Preise zu akzeptieren.
Die Problematik der Herkunftsverfälschung ist in der Spargelbranche schon seit längerer Zeit bekannt.
Marina Creydt von der Hamburg School of Food Science der Universität Hamburg stellt die Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit zur Herkunftsbestimmung von Spargel vor.
Die von ihr entwickelte „Metabolomics-basierte Herkunftsbestimmung von Spargel“ soll als schnelles und kostengünstiges Nachweisverfahren dienen, um die Herkunft von Spargel sicher zu überprüfen.
Der Begriff „Metabolomics“ beschreibt die analytische Erfassung der niedermolekularen Stoffwechselverbindungen in einem biologischen System wie z.B. einem Lebensmittel.
Exogene Einflussfaktoren wie die Sorte, Erbinformationen, Sonneneinstrahlung, Temperatur, Nährstoffe, Wasserverfügbarkeit, Alter, Zusammensetzung des Bodens, Lagerung und Verarbeitung, Umweltgifte, Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie das Entwicklungsstadium sorgen für einen unverwechselbaren „Fingerabdruck“, das Pflanzenmetabolom, jeder Spargelpflanze.
Mit Probennahmen der Erzeugerbetriebe inkl. genauen Angaben zur Spargelpflanze und Kultur der Probe kann authentisches Referenzmaterial gesammelt und in Metadaten erfasst werden. Anhand dieser Daten kann dann die Herkunft bestimmt werden.
Aktuelle Ergebnisse zum Landessortenversuch Spargel
Thomas Schuster (Gartenbauzentrum Bayern Süd-West)
Über einen 2013 mit 14 Früh- und sechs Spätsorten gestarteten Spargelversuch unter Praxisbedingungen referierte Thomas Schuster.
Der Berater am Gartenbauzentrum Bayern Süd-West im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg stellte den Versuch in Schrobenhausen vor, mit dem untersucht werden soll, welche Sorten unter den dortigen klimatischen Bedingungen die höchsten marktfähigen Erträge bringen, wie sich die Sorten langfristig verhalten und wie viele Jahre der Ertrag wirtschaftlich ist.
Täglich wurden dazu 1600 Einzeldaten erfasst.
2018 lieferten bei den Frühsorten Ramon, Ramires und Vitalim die höchsten Erträge, wobei Ramon mit 9,2 Prozent hohler Stangen erstaunlich viel Ausschuss abwarf, Cygnus die beste Qualität.
Bei den Spätsorten lieferten Darzilla, Raffaello und Herkolim (allerdings mit schlechten Werten von 6,0 Prozent offenen Stangen) die größte Erntemenge, wobei Darzilla auch bei der Qualität die Nase vorn hatte.
Besonders auffällig bei dieser Sorte war aber ein im Vergleich geringes durchschnittliches Gewicht von 48,0 g pro Stange.
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