Arno Fried. Foto: Heike Sommerkamp

Arno Fried. Foto: Heike Sommerkamp

Jetzt ist wieder Bodendämpfungszeit!
Im Dezember 2016 hatten wir mit Arno Fried, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsamt Karlsruhe, ein Interview über Perspektiven der Bodendämpfung geführt.

Nun haben wir uns in anderen Kulturen umgeschaut, eine Bodendämpfungsmaschine im Einsatz beobachtet und mit den Hofinhabern über ihre Erfahrungen mit diesem Bodendesinfektionsverfahren gesprochen.
Zur Einstimmung auf unseren Bericht hier noch einmal das Interview mit Herrn Fried.

 

Herr Fried, seit über 100 Jahren ist Bodendämpfung zur Desinfektion von Böden im Einsatz. Auf Grund des erforderlichen hohen Energieaufwands und geringer Flächenleistung konnte sie sich bisher in Deutschland nicht recht durchsetzen. Was ist nun anders?

Für eine großflächige Anwendung war eine Bodendämpfung im Freiland viel zu teuer. Bis 2008 war in Deutschland der Einsatz von Bodenentseuchungsmitteln nur sehr begrenzt möglich, zuletzt mit Basamid Granulat für Erdbeervermehrungsflächen als Notfallzulassung.

Weltweit sind nun keine Bodenentseuchungsmittel mehr zulässig. Seit etwa 15 Jahren haben wir Versuche mit alternativen Methoden durchgeführt, z.B. Solarisation, Bio-Solarisation, mit dem Anbau von Tagetes spp. als Vorkultur gegen Bodennematoden und Bodenhilfsstoffen.

Wir konnten durchaus positive Effekte feststellen, allerdings nie die Wirksamkeit einer chemischen Bodenentseuchung erreichen.

Haben sie schon Versuchsergebnisse für eine Bodendämpfung für den Erdbeeranbau?

Ja, wir haben 2015-2016 sowohl im Freiland flächig als auch im Folientunnel als Reihen-behandlung in einer Dammkultur Exaktversuche auf Böden mit großen „Nachbauproblemen“ durchgeführt. Schon der Unterschied im Wachstum nach der Pflanzung zwischen gedämpft und ungedämpft war enorm.

Die Ertragssteigerungen von 200 bis 500 Prozent sowie die Unkrautminderung sind so überzeugend gut, dass wir nun selbst „unter Dampf“ stehen und unbedingt weitermachen wollen.

Wie wollen sie die Nachteile, wie den hohen Energieverbrauch und die geringe Flächenleistung, in den Griff bekommen?

Ich denke, dass eine Bodendämpfung nicht für alle Erdbeeranbauflächen genutzt werden wird. Die Suche nach jungfräulichen Böden für den großflächigen Anbau wird in der Praxis weiter im Vordergrund stehen. Je nach Region wird das immer schwieriger, weil die Konkurrenz um Anbauflächen steigt.

Es gibt für mich Bereiche, zum Beispiel den kostenintensiven Tunnelanbau mit mehrjähriger Nutzung am gleichen Standort, Vermehrungsflächen oder Flächen in Hofnähe für Direktvermarkter, wo schöne Erdbeerbestände vorgezeigt werden sollen, für die eine Bodendämpfung interessant sein könnte.

Wir entwickeln gerade ein Konzept mit einer Firma, die sich auf Dämpfungstechnik spezialisiert hat, und planen für Versuche ein Teilflächenbehandlungsgerät. Für die Praxis muss darauf basierend eine automatisierte Technik entwickelt werden, einschließlich der automatischen Steuerung im Feld.

Wir fokussieren uns bei den weiteren Versuchen gezielt auf die Energieeinsparung und den Umstieg von Heizöl auf nachwachsende Rohstoffe.

Gibt es solche Geräte denn schon für andere Kulturen?

Ja, es gibt schon Geräte mit einer Haubentechnik und eine weitere Entwicklung das sogenannte Sandwichverfahren. Beim diesem Verfahren wird mit Stahldornen der Dampf in ca. 25 cm Tiefe injiziert und mit einer Metallhaube der Dampf länger am Entweichen aus dem gedämpften Boden gehindert. Genau hier liegt unser Ansatzpunkt.

Wir wollen die Technik mit geringstem Dampf- sprich Energiebedarf verwenden und planen für die Versuche 2017 eine Teilflächenbehandlung einer Dammkultur auf unserer Erdbeerversuchsfläche in Forst bei Bruchsal.

Wie praxisnah ist diese Entwicklung schon?

Wir brauchen mindestens noch 2 Jahre, denn wir wissen nicht, wie lange eine Teilflächen-behandlung wirksam sein kann. Die Wurzeln der Erdbeerpflanzen werden irgendwann in die nicht gedämpften Bodenbereiche einwachsen. Beim hohen und breiten doppelreihigen Damm haben wir die Hoffnung, dass es funktionieren könnte.

Verläuft die Testphase erfolgreich, das heißt der Dämpfungseffekt hält mindestens 2 bis 3 Jahre, müssen die Maschinen flexibel einsetzbar gebaut sein: Je nach Dammhöhe und -breite muss ein Einsatz möglich sein.

Der Teufel wird sprichwörtlich im Detail liegen. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten wird für kleinere Betriebe ein überbetrieblicher Einsatz erforderlich sein.

 


 

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